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seines Vorfahrers in dieser Rücksicht gemacht hat; das bezeugen die großen Gelehrten, die seine Stadt schmücken; das bezeugen die großen Vorsprünge, die Mainz vor seinen Nachbarn in allen Fächern der Wissenschaften gemacht hat. Es ist zugleich ein Beweis, daß die Meinung verschiedner Eifersüchtigen ungegründet ist, die ihm vorwerfen, als habe er seit einigen Jahren die besten Männer von seinem Hofe entfernet, um desto ungestörter im Trüben zu fischen. Dummer und unverschämter kann der Fürst nicht gelästert werden. Ich sah ihn einmal im Theater, und ich muß gestehen, er könnte einen tiefblickenden Lavater vielen Stof zu physionomischen Betrachtungen geben. Er hat eine starke und gebogene Nase, scharfe Züge, und überhaupt ein viel bedeutendes Gesicht. Als er hereintrat, ward er von allen Seiten mit einem Getöse und Geklatsche bewillkommet, worüber er gar höflich gegen das Publikum dankte. Er scheint aber nicht vieles Vergnügen am Theaterwesen zu haben, denn ich sah ihn die ganze Zeit über mit einem Kammerherrn sprechen, und selten einen Blick auf die Akteurs werfen, aber bei einer guten Darstellung recht herzlich

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/88&oldid=- (Version vom 22.11.2023)