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Reiche Nonnenklöster hat der Fürst weislich aufgehoben. Das Geld wird Lehrern zum Gehalte angewiesen. Arme hob er zwar nicht auf, doch richtete er Alles so ein, und machte solche Gesetze, daß in die Zukunft jedem Mädchen, welches das klösterliche Leben wählen und Nonne werden will, der Eingang zur Klause leicht zu versperren ist. Ist auch ein Kind schon so thöricht gewesen, und hat sich einkleiden lassen, so ist ihm doch genug Bedenkzeit gestattet, in welcher dasselbe wieder zu den ehelichen Freuden, die der Zweck seines Daseyns sind, übergehen kann. Wie unüberlegt öfters die Entschlüsse sind, sich in den widernatürlichen Nonnenstand zu begeben, zeigte hier ein Beispiel, das alle Aeltern wohl beherzigen sollten: Zwo Nonnen fühlten das, wozu sie geschaffen waren. Das Kloster zu verlassen, war aus mancherlei Gründen nicht wohl möglich; um nun den Trieb, der sich bei ihnen nicht in kleinem Maaße auf einem empfindlichen Platz gesammelt hatte, zu befriedigen, liessen sie sich von einem Müller die Besuche machen, welches dann den Erfolg hatte, daß sie nach 9 Monden im Altmünster glücklich entbunden wurden.

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/72&oldid=- (Version vom 22.11.2023)