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versteckten. Nur Bigotterie kann man ihnen vorwerfen. Auf die hiesigen Einwohner haben sie nicht sehr vielen Einfluß mehr, denn der Fürst hat ihre Brüderschaften und dergleichen Erwerbungsarten aufgehoben. In manchem Kloster wird freilich noch gut gegessen und getrunken. So z. B. versicherte mich einer meiner Freunde, daß er auf Gründonnerstag, in einem gewissen Kloster alle erdenklichen Tischspeisen und Wein in Menge auf dem Tische angetroffen habe. Dieses aber mag ich ihnen gönnen, wenn sie sich nicht in Jugenderziehung und häusliche Angelegenheiten mischen, oder durch sonst heimliche Mönchs-Ränke ihren Vortheil zu anderer Schaden zu befördern suchen.

Insbesondere muß ich dir etwas von dem sogenannten Jakobsberge sagen. Dieser ist eine Abtei auf der Zitadelle gelegen. Sie soll eine von den reichsten in Deutschland seyn. Betrachtet man sie im Aeußerlichen, so glaubt der Unwissende, es wäre ein armes Franziskaner Kloster; kommt man auch in die Abtei selbst, so kann man sich nicht viel davon versprechen; kömmt man aber in die Zimmer, so sieht man schon, daß Reichthum hier verborgen

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/69&oldid=- (Version vom 22.11.2023)