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Mediziner zu sich, gab ihnen großen Gehalt, und besetzte auf diese Art die medizinische Fakultät mit Männern, die sich in ganz Deutschland den größten Ruhm erworben haben. Unter diesen ist besonders Sömmering merkwürdig. Er lehret die Anatomie. Man will behaupten, er sey einer der größten Eingeweihten in dieser Kunst. So viel kann ich dir von ihm sagen, daß er die feinsten Nerven des Menschen, die kaum mehr dem unbewaffneten Auge sichtbar sind, so zu trennen weiß, daß man nicht die geringste Beschädigung eines Theiles derselben merken kann. Man sieht an seinem Vortrag, den ich etlichemal in seinen Vorlesungen zuhörte, daß er viel Originelles an sich hat. Ich möchte wünschen, du wärest hier, daß du die Präparaturen dieses Mannes in dem besonders dazu eingerichteten Saale sehen könntest; du würdest ihn bis in den Himmel erheben.

Der zweite Mann ist Wedekind, dessen Diätetik ich im vorigen Jahre selbst hörte. Der große Saal war kaum geräumig genug, um alle Zuhörer zu fassen. Er ist so vertraut mit seinen Zuhörern, als die besten Freunde unter einander seyn können.

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/48&oldid=- (Version vom 22.11.2023)