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strecken, verdienen die ganze Aufmerksamkeit des Reisenden. Sie haben ein gutes Pflaster, und thun Abends, wenn sie beleuchtet sind, eine ungemein gute Wirkung. Schade, daß die Häuser daselbst nicht gar ansehnlich sind; auf der großen Bleiche siehst du meist zweistöckige Gebäude, einige herrschaftliche Häuser ausgenommen. Besonders gefällt mir der Kurfürstliche Marstall auf dieser Straße nicht, der an heissen Sommertagen seinen Nachbarn sowohl wegen der Fliegen, als durch den übeln Geruch sehr überlästig seyn muß. Weiter hinaus, ohnweit dem sogenannten neuen Brunnen, sieht man die Börsche, die auch die Universitätsbibliothek bewahret. Ich ließ mir bei dieser Gelegenheit die Kerker der Akademiker zeigen, die wahrlich eher Mördergruben, als Gefängnissen gesitteter Menschen ähnlich sehen. Die Universität hat hier die oberste Kriminal-Gerichtsbarkeit über ihre Untergebene. Sie kann zum Tode verdammen und lossprechen, ohne daß der Kurfürstliche Justizsenat etwas darein reden darf. Sie verdankt diese Rechte Dietern von Isenburg, der sie im Jahre 1482. gestiftet hat. Der Kurfürst soll vor kurzem jenes Haus um 150000 Fl.

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/26&oldid=- (Version vom 23.11.2023)