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zu verhüten, da der Aufruhr im Keimen war, nachdem man aber die Aufrührer beiderseits hergenommen, und ihnen gezeigt hatte, wie scharf solche Störungen geahndet würden, war niemand mehr so kühn, öffentliche Balgereien anzufangen, und so wurde obiges Verbot auch wieder stillschweigend aufgehoben. Jetzt ist vielmehr zu tadeln, daß man öfters ganze Nächte die Stadt durchziehen läßt, ohne sie zu beunruhigen, denn aus guten Absichten geschieht dieses doch nie.

Die Mittel, durch welche dem Müssiggange am schicklichsten vorgebauet wird, haben ihre Anwendung hier erhalten und merkliche Wirkung gethan. Man hat sowohl allgemeine als besondere Vorkehrungen gemacht; man hat jedem Bürger einzuprägen gesucht, daß jede unnütze Beschäftigung und Müßiggang entehrend ist; man hat der Geistlichkeit aufgetragen, das Volk zu lehren, Allmosen, die es zur Arbeit tauglichen Menschen gebe, weit entfernt ein verdienstvolles Werk sey, vielmehr wären sie eine Nahrung des Müssigganges und ein sich zur Unzeit äusserndes Mitleiden, Ursache und Gelegenheit der Laster, ja so zu sagen selbst ein Laster. Man hat

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/167&oldid=- (Version vom 22.11.2023)