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vorzüglich merkwürdig einige Gemäldekabineter, die sehenswürdige Arbeiten von den besten Meistern in sich fassen. Auffallend muß es jedem Fremden seyn, wenn er in allen Zimmern Portraite des itztregierenden Kurfürsten gewahr wird. Mein Führer, der auch meine Verwunderung mochte bemerkt haben, sagte mir: daß der Fürst ein sehr großer Liebhaber seines eigenen Gesichtes sey. Ich konnte mir das nicht entziffern, und mehrere Aufklärung wollte ich nicht fodern.

Nicht minder sehenswürdig ist auch die Bibliothek, die aus zwei schön eingerichteten Zimmern besteht. Das Glänzende darinnen thut beim Eintritt eine unbeschreiblich gute Wirkung. Man zeigte mir verschiedene kostbare Werke, unter denen mich die ersten Bücherabdrücke von Faust besonders freuten. Heinze ist Bibliothekär. Das schöne Werk Ardinghello, was uns so manche frohe Stunde gemacht hat, ist aus seiner Feder geflossen. Er hat sich dadurch eine Stelle unter den Classischen Schriftstellern Deutschlands erworben. Als es zum erstenmale anfieng hier in Umlauf zu kommen, sollte es sogleich in den Katalog verbotner Bücher geschrieben werden.

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/154&oldid=- (Version vom 22.11.2023)