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In altdeutschen Ritterstücken pflegt man am meisten dagegen anzustossen. Dies sollte um so weniger geschehen, da der Schauspieler hier die schönste Gelegenheit hat, seine Mutterlandsgeschichte zu studieren. Er gehe wöchentlich eine Stunde in den Dom; da hat er Denkmäler genug, von denen er seine Kleidung kopiren kann. Dies thut mehr, als eine Geschichte des Kostums bewirken kann. Dieses bleibt aber doch nur immer ein guter Wunsch, weil man sich mit dieser begnügen läßt.

Das Schauspielhaus selbst ist kein ansehnliches Gebäude auf der großen Bleiche, und sein innerer Raum, so viele Schuhe er auch mißt, ist nicht selten zu klein. Man hat hier verschiedne Plätze; Logen zu 4 und eine Gallerie zu 1 Fl. Dann folgen das Parterre zu 36, die mittlere Gallerie zu 24, und die obere zu 12 Kr. Ersteres wird vom schönen Geschlecht, von den Dikasterien, einigen Juristen und Soldaten besucht. Hier etwas zur Beantwortung der vorhin aufgeworfenen Frage: warum im Parterre so wenig Geschmack herrsche? Es ist meistens von Soldaten besetzt, die nach Belieben die Bühne besuchen, weil ihnen der Entrée-Preiß von der monatlichen

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/151&oldid=- (Version vom 22.11.2023)