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so wie Hr. Wolschovsky seine Bösewichter und Chevaliers, und Hr. Beck seine komischen Bedienten treflich spielen. Unter den Frauenzimmern thun sich Mad. Porsch und Mad. Mende besonders hervor. Jene als Kora und Eulalia Meinau ist wie in allen sanften Rollen besonders sehenswürdig. Diese als Justine in den Erbschleichern und Nettchen im Sonderling steht ganz an ihrer Stelle. Ich sah sie noch die Maria Stuart spielen, und ich muß gestehen, ich hätte diese Nachahmung in ihren schalkhaften Zügen nicht erwartet. Mad. Eunike als Gurli ist ganz das unschuldige Naturkind, das der Dichter in seinen Indianern gezeichnet hat. Schröder soll ihr bei seiner letzten Reise in Frankfurth das Kompliment gemacht haben, daß sie unter allen Schauspielerinnen Deutschlands diese Indianerin am besten darstellte. Wahrlich ein nicht geringer Ruhm für diese Künstlerinn! Vor den Erscheinungen von Kotzebue’s Stücken mag sie wohl eine der schlechtern Priesterinnen des hiesigen Theaters gewesen seyn. Alle Rollen, die nicht Gurli oder Amalie Wildenhain sind, verdirbt sie. Ihre Elfriede, die man so sehr beklatscht hat, ist das Meisterstück eines verdorbenen

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/149&oldid=- (Version vom 22.11.2023)