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Lessing, Schick und anderer Dramaturgen die besten. Sie enthalten schönes, mit unter aber auch viele Spreu. Das hat man ihm mit Recht verdacht, daß er, damals kaum noch eingeweiht in das Heiligthum Thaliens, über Männer beißende Kritiken machte, die er vielleicht gar nicht verstand, wofür er aber auch manche Unannehmlichkeit dulden müssen. So hat ihn einst ein gewisser Schauspieler, mit dem er auch übel mochte verfahren seyn, weidlich herumgetummelt. Er hat übrigens noch verschiedne Theaterstücke geliefert, worunter auch viele schlechte Arbeit ist. Seine Büßende, die jüngst dahier im Manuskript aufgeführt wurde, ist nicht viel werth, so viel Aufhebens auch Einige davon machen. Er ist auch itzt Mitarbeiter des Neuwiedischen Drunter und Drüber. Wie denn überhaupt Mainz in seinen Mauern viele sogenannte Schöngeister nährt, die die Direktion mit ihren Manuskripten bestürmen, wovon aber noch wenige aufgenommen worden, und das mit allem Recht. Ich hatte das Glück, verschiedene dieser Stücke zu Gesichte zu bekommen, kann aber wenig rühmliches davon sagen; magere Intriguen, geschraubter Dialog und verhunzte Karaktere

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/146&oldid=- (Version vom 22.11.2023)