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Wein ab. Da man im Durchschnitt bei dem Weinbau viele Fehler gegen einen Treffer rechnen kann, so setzen ihn die vielen Misjahre in einen beklagungswürdigen Zustand. Dadurch, daß diese allzeit zum Nachtheil der Armen des Landes ausschlagen, wimmelt es so sehr von Bedürftigen, daß sich ihr Verhältniß gegen jene der Reichen in gar keine Betrachtung ziehen läßt. Der einzige Vortheil für die Aermern ist noch dieser, daß die vielen Begüterten auf dem Lande, theils auch reiche Klöster, und Adliche, die die besten Lagen besitzen, der arbeitenden Klasse Beschäftigung und Unterhalt geben; außerdem das Elend noch weit größer seyn würde.

Indessen ist der Bauer auf seinen Wein stolz. Man sieht auch, daß er sich große Mühe giebt, seine Berge in gutem Stand zu erhalten. Die besten Weine wachsen zu Rüdesheim, Johannsberg, Geisenheim, Erbach, Hattenheim, Nieder- und Ober-Walluf, zu Rauenthal und Winkel. Zu Lorch und Asmannshausen bekömmt man den besten rothen, welcher fast dem Burgunder gleich kommt, aber viel stärker ist. Es ist daher eine unverzeihliche Thorheit von uns Deutschen, daß, da wir selbst die besten

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/128&oldid=- (Version vom 22.11.2023)