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Laster auszuüben, der Jugend ganz abschneiden könnte, allein dies kann in einer so großen Stadt, wie Mainz, nie in Ausübung gebracht werden, obschon die Hurerei hier nicht so stark getrieben wird, und ob ich gleich von einigen Gelehrten vernahm, die behaupten, daß man in diesem Punkt Mainz den größten Städten Deutschlandes an die Seite setzen könnte, so finde ich diese Meinung doch ungegründet, und läßt sich daraus schließen, daß man in hiesiger Stadt wenig von großen Krankheiten hört, welche von der Wohllust herrühren, da man im Gegentheil in andern Städten ganze Hospitäler mit venerischen Kranken angefüllt sieht. Wird hier einer von einer feilen Dirne angesteckt, so kann man die Schuld weniger einheimischen als ausländischen Huren beilegen. Ueberhaupt trägt das nahgelegene Frankfurth und Bornheim sehr Vieles zu den hiesigen Ausschweifungen bei. Ist eine an diesen Orten verschrien, daß sie keine Nahrung mehr bekommt, so erhohlt sie sich wieder etliche Wochen, geht nach Mainz und treibt da ihren Wucher. Vor einigen Wochen entdeckte noch die Polizei etliche, welche in dieser Absicht, sich ihren Beutel zu spicken, hieher

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/123&oldid=- (Version vom 22.11.2023)