Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/120

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Du mußt aber nicht glauben, daß hier alle Wohllust verbannt sey. Man findet genug Gelegenheit, auf dieser Seite auszuschweifen. Eh’ ich dich mit den heimlichen Gängen wohlfeiler Dirnen, welche ihren Körper verkaufen, bekannt mache, werde ich dir ein gewisses Haus, das gleichsam ein kleines Bordell ist, beschreiben. Es ist ein Wirthshaus, gelegen in einem Gäßchen an der sogenannten Korbengasse. Der Wirth H** ernährt sich schon lange durch seine Freudenmädchen und kann noch, wenn sein Zulauf so fortdauert, ein reicher Mann werden. Er hat allzeit 3–4 Mädchen in Bereitschaft, die sich für 15–18 Batz. Preis geben. Die Halbschied dieses Schandgeldes bekömmt, dem mit den Mädchen eingegangenen Vertrag gemäß, der saubere Herr Wirth. Die Freuden-Nymphen dieses Hauses sind manchmal schön, aber weil der Befehl des Wirthes ist, daß sie jedem, der sie nur anspricht, willfahren müssen, so sind ihre Reize bald verflogen, und in kurzer Zeit sind sie so abgeschwächt, daß sie alle Annehmlichkeiten verlieren.

Man findet auch Leute hier, welche unverschämt genug sind, Mädchen gegen geringe Preise zu verschaffen,

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/120&oldid=- (Version vom 22.11.2023)