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aus die Stadt zu beschiessen. Dieses müßte daher meines Erachtens ohne Gnade geschleift werden, um sich in dem Besitz der Stadt zu halten. Ich sprach vor einigen Tagen mit einem verdienstvollen Offizier, der mit mir einerlei Meinung war, und mir überhaupt viele Aufschlüsse über die hiesige Festung gab. Er hatte auch die Güte, mich in das Zeughaus zu führen, das viele sehenswürdige Alterthümer enthält.

Die Anzahl der Soldaten des hiesigen Erzbischofs beläuft sich ohngefähr auf 3000. Sie besteht aus 4 Regimentern, wovon 3 in Mainz, und eines in Erfurth liegt; aus einer Garde von 75 Mann, einer Husarenschwadron, einem Landjäger- und einem Artilleriekorps. Auch lieget hier eine Kompagnie Oberrheinischer Kreistruppen in Garnison. – Ueberhaupt scheint der hiesige Militär Etat mehr zur Pracht als zu einem wahren Nutzen zu seyn. Man findet Leute unter den Offiziers, die nicht einmal recht schreiben und rechnen können. Und doch sind sie so dreist, Männer von Verdiensten sich nachzusetzen, denn eine Gesellschaft solcher Helden hat unter sich den Vertrag errichtet, auf der Straße stets die Mitte zu halten, und keinem, wer

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/108&oldid=- (Version vom 22.11.2023)