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Enthüllung

„Es gibt keinen Mädchenhandel“, sagt Kurt Tucholsky. – Was hat er für ein Interesse, die Mädchenhändler zu schützen?

Nationale Zeitungsnotiz

Frühmorgens, wenn, mit Verlaub zu sagen, die Hähne krähn, springe ich fröhlich aus dem Bett, reibe mir den Beischlaf aus den Augen, gürte meinen Galanteriedegen, und – hei! – fort gehts, meinem heimlichen Beruf entgegen, von dem niemand, niemand nichts weiß. Rasch den Kuppelpelz umgelegt, und hinein in den Rolls-Royce jüngere Linie, der schon vor der Tür, abgezahlt bis auf das linke Hinterrad, auf mich wartet. Fahr zu, Johann, und laß die Pferdekräfte traben –!

Bei der Pariser Polizei bin ich als Schriftsteller gemeldet. In Wirklichkeit habe ich, allein in Paris, fünf Häuser, mit zweihundertachtundvierzig Insassinnen, zwölf Oberschwestern, einem Generalkuppelwart, und alle sind Tag und Nacht geöffnet.

„Glückauf!“ begrüßt mich der stattliche Pförtner der Zentrale in der rue Louletrou. Mit echt kapitalistischem Kopfnicken grüße ich zurück und betrete die samtgeschwollenen Bureauräume. „Was Neues?“ frage ich kurz. Herr Friedrich, der Direktor der Zuhaltei, legt mir respektvoll in der Unterschriftsmappe die Post vor. Ich durchfliege sie.

– „Blondinenbaisse an der Mädchenhändlerbörse in Buenos-Aires“ - „… die von Ihnen vorgebrachte Reklamation leider nicht anerkennen können, da der Schade auf dem Transport entstanden ist, wir also keinerlei Haftung …“ – „… Ihnen meine so gut wie neue, und nur von ersten Kavalieren getragene Cousine anzubieten, die …“ – „… daher bestimmt mit einer Erhöhung des Grundtarifs auf 1,84 Mark

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Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)