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auch König Franciscus I. auß Franckreich / Stadt und Schloß S. Paul in Artois Anno 1537. wie Martin. Bellajus Languaeus in Comment. de rebus Gallicis berichtet / eingenommen; und daß das Fürstliche Geschlecht von Longueville die Graffschafft S. Paul durch Heurath an sich gebracht; die Anno 1566. der Frauen von Tutteville, deren sie König Philippus II. auß Spanien / mit vorbehalt der hohen Obrigkeit allda / jedoch ohn einigen Nachtheil der Frantzösischen Rechten / wieder zugestellt habe. Jacobus San-paulinus, oder Graff von S. Paul / der berühmte geweste Connestable in Franckreich / den Hertzog Carl von Burgund / dem König Ludovico XI. in Franckreich / zum Tode / nicht lang vor seinem eignen Tode / übergeben / hat / vorzeiten / entweder diese / oder aber die Graffschafft S. Paul im Hertzogthumb Lützelburg / besessen / welche letztere sonsten gemeinlich Roussy, oder Rüttich / genannt wird / davon / in Beschreibung deß Hertzogthumbs Lutzemburg.


Pequicoure / Pequicurtium. drey Meilen von Dovay, im Hennegöw / dem dabey gelegnem Closter Auchine gehörig. Ist ein gar alter Ort / so vor Jahren mit Mauren umbgeben gewesen / aber / durch die Krieg / umb dieselbe kommen ist / daß er zu deß Guicciardini Zeiten / kaum eines Dorffs Namen gehabt / ob er wohl seine Freyheiten unversehret behalten.


Philipps-Stadt / Philippeville. Eine Stadt im Hennegöw / so von ihrem Erbauer / dem König Philippo zu Hispanien / umbs Jahr Christi 1555. den Namen bekommen. Ligt anderthalb (al. 1.) Meilen von Charlemont, oder Carolsberg / und Marienburg. Ist mit einer sehr vesten Ringmauer / Castell / Bollwercken / und andern Dingen mehr / so zu einer langwürigen Belagerung erfordert werden / so wol versichert und verwahret / als man sonst eine Vestung finden möcht. In der mitte hat es einen weiten / und wegen seines Wochenmarckts / berühmten Platz / zu welchem alle Gassen dieser Stadt / nicht anders / dann wie die Linien eines Circkels / von eussern Umbkreiß / zu dem mittelsten Puncten / gantz zierlich zusammen treffen. Ist im übrigen ein kleine Stadt. Sihe G. Braun im 3. seines Städtbuchs. Famianus Strada beschreibet sie dec. 1. lib. 9. also: Philippopolis, nova Hannoniae Urbs, situ, opereque valida, in planicie magna jacens, humo paulùm extante, ambitu perexigua, sed quinis porrecta propugnaculis, incincta meonibus perquàm altis, terraque ad eludendas pilarum emissiones latè oppletis, ac praelarga circum fossa communitis. Es hat sich diese Stadt Anno 1578. dem Don Johann von Oesterreich ergeben.


Quesnoi, Quenoy, Quercetum, ein sehr vestes Städtlein / 3. Meilen von Valensin / im Hennegöw / gelegen / allda man ziemliche Handthierung treibet / auch vor zeiten die Graffen von Hennegöw sich daselbst gerne auffgehalten haben. Und war sonderlich dieser Ort der Verwittibten Gräfin von Hennegöw Sitz. Man macht allda halb seydene Zeug. Anno 1581. ist dem Gulielmo von Horn / Herrn zu Hesio, auß Königs Philippi in Spanien Befelch / allhie mit einem Beyl der Kopf abgehauen worden / weil er mit andern / von ihme / zu Printz Wilhelmen von Oranien sich begeben hatte.


Rentin / Renty, Rinteium, ein grosses Dorff / an einem unbenambsten Wasser / sampt einem sehr vesten Schloß / so die Frantzosen Anno 1554. vergebens belagert / ob sie wol in der Schlacht dabey obgesieget; Aber Anno 1638. haben sie diesen Ort einbekommen. Ligt in Artois / 5. Meilen von Monstruel / und Heßdin / so Marggraffschafft Titel / und zuvor denen von Croye / oder Arschot gehört hat; aber durch Heurat an Emanuelem Lalainium, Herren zu Montigni kommen ist.

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_428.jpg&oldid=- (Version vom 21.2.2024)