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Carolo IV. damit belehnet worden. Sie seye hernach / wie obgemeldt zu Wien gestorben; wiewol man anderswo lese / daß sie den 9. Mertzen Anno 1366. zu Meran den Geist auffgeben / daselbst auch ihr Ingeweid bey S. Clara liege. Unter den folgenden Fürsten habe Wilhelmus / so Anno 1406. zu Wien gestorben / einen zahmen Löwen aufferzogen / den er selbsten allezeit mit eygner Hand gespeiset haben solle. Und so viel auch auß dieser Beschreibung. Drittens / hat Herr Warmund Igl von Volderthurn / Rentmeister bey der Hoff-Cammer / ein grosse Tafel von Tyrol / und benachbarten Landen / sampt einer Beschreibung / herauß geben / und Käiser Rudolpho II. auch den Ertzhertzogen von Oesterreich dedicirt, welche Lateinische Beschreibung auch Anno 1604. Teutsch / mit der Tafel / herfür kommen; allda Er / unter anderm / sagt / es liege Tyrol in der jenigen Gegend / so vor Zeiten das Ober-Rieß (Superior Rhaetia) oder Ober-Alpgebirg genennet / und von den Römern / (wie auch das Unter-Rieß) dem Welschland zugezehlt worden. Daher nenne Plinius die Statt Trient eine Statt deß Rieß. Also werde auch Matrejum, so in dem Wipthal / 3. Meil von Inßprugg gelegen / ein Statt am Rieß genennet. Dann beede erstgemeldte Rieß waren unter einem Fürsten / und Landpfleger / der von den Römern dahin verordnet / und einer auß den 12. Fürsten war / welche von den Römern über die Land gegen Niedergang bestellt worden. Wie dann die Rieser Sprach (lingua Rhaetica) in dem Engedein / biß in das Vinstgew / und an dem nächstgelegenen Naimsberg / noch heutigs Tags gebräuchlich ist. Es bezeugen auch die Nahmen vieler Orten in dieser Refier / daß sich die Rieser Sprach vor Jahren viel weiter / und ferner / dann jetzt zu unsern Zeiten / erstreckt. Und das sagt angezogener Autor. Viertens schreiben Munsterus, das Itinerarium Germaniae, und andere / daß Tyrol ein schönes / reiches / und grosses Land / und seine Gräntzen von Mitternacht Schwaben und Bayern / von Mittag die Lombardi / und Tarvisaner March / vom Auffgang das Stifft Saltzburg / Kärndten / und Friaul; und vom Niedergang wieder ein Theil vom Schwabenland / so vor Zeiten Raetien geheissen / sampt Graubünten / seyen: Die fürnehmste Thäler und Gegend darinn / nenne man 1. das Etschland / von Meran gen Trient. 2. das Innthal / so sonderlich schön. 3. Fünfter Müntz. 4. das Passerthal. 5. das Münsterthal. 6. das Vinstgöw. 7. die Walserheid. 8. der Nanßberg / drey Meilen von Trient gelegen / der in der Länge 11. oder 12. Meilen / aber in der Breite kaum drey Meilen / und doch in solcher Enge in die 350. Dörffer / 24. Pfarrkirchen / viel Castell / Schlösser / und Burgen begreiffe / und allerley Ertz; auch alles deß genug / deß der Mensch geleben mag / ausser Saltz / und Gewürtz / habe. Es gehören zu Tyrol die drey Herrschafften Radtemberg / Kueffstein / und Kitzpühel / so in dem Bayrischen Krieg / von Bayern / an Tyrol kommen seyn. So seyen ferners dieses Landes incorporirte Graff- und Herrschafften / Burgau / Kirchberg / Weissenhorn / Veldkirtz / Bregentz / Pludentz / Sonnenberg / Montfort / Hohenegg / die Ober- und Nieder-Landvogtey in Schwaben / Nellenburg / die Herrschafft Hohenberg / Seyfriedsperg / Ehingen / Schelcklingen / und Berg (ohne die Ort im Elsaß / Suntgöu / Brißgöu / etc. so zur Ensißheimischen Regierung gehören /) die Ertzhertzog Ferdinand zu Oesterreich Anno 1567. eigenthumlich zu regieren angefangen: Darzu / in diesen letzten Jahren / Göppingen / Blaubeyren / und viel andere Ort mehr / kommen; die zum Theil Tyrol eygen seynd; zum Theil aber mit den hohen Obrigkeiten in die Ober-Oesterreichisch- oder Inspurgische Regierung / gehören; und von welchen / sonderlich was Stätte seynd / wir allbereit im Elsaß / und Schwabenland / gehandelt haben / und an diesem Ort allein deren / so eigentlich zu Tyrol referirt werden / zugedencken Vorhabens seynd. Es hat dieses Land Wein / herrliche Fisch / gesunden Lufft / stattliche Brünnen / Holtz / allerley Wildprät / gewaltige Steinbrüch von Quaderstucken / allerley: Sonderlich Silberbergwerck / daß man dahero dieses Land nicht allein einem reichen Hertzogthum vorziehen / sondern auch einem Königreich vergleichen könte; welches / zu deß Cuspiniani Zeiten / seinem Fürsten jährlich ordinariè dreymalhundert tausend Gülden geben hat; Und obwoln das Getrayd nicht überflüssig da wächst / so hat es doch dessen auch ein zimliche Notturfft / und kan dasselbe von den benachbarten Orten / sonderlich auff dem In / um ein billiches haben. Und obschon die hohe Gebürg / so mit Wälden umgeben / mit Schnee bedeckt seynd / so gibt es doch auff denselben Gemsen / und andere Thier / so dem Lande einträglich. Die fürnehmste Wasser seynd der gedachte Inn / Yn / oder Ihn / und die Etsch / auff welchen man grossen Nutzen nach Bayern / Oesterreich / etc. und auff Italien zu / schaffen kan. Es hat zwey Bisthümer im Lande / nemlich Trient / und Brixen / welche mit ihrer Hülff dieser Fürstlichen Graffschafft eingeleibt seynd; wie in der Landshandvest in Kärndten / unter der Rubric, Käiser Maximil. I. Insprugisch Libell / etc. fol. 98. stehet. Es seynd vor Zeiten die Edlen Grafen von Amasia, oder Mätsch / in diesem Lande sonderlich berühmt gewesen. Ihr fürnehmstes Schloß / und Sitz / war im Vinstgöu / in einem Thal / hinter Schluderns / und Churberg / so noch dieser Zeit Mätsch heisset / und Raetische Zung brauchet. Sonsten haben sie auch anderswo ihren Obern Gewalt / und Herrlichkeiten gehabt. In dem 1. Theil Metrop. Salisburg. fol. 454. stehet / daß Anno 1504. den 24. Aprilis. Herr Gaudentius, Advocatus von Mätsch / oder Amasia, Graff von Kirchberg / und Herr zu Prettigou / und Davas / deß Bistums Chur Erb-Truchseß / der letzte seines Geschlechts / auff seinem sehr stattlichen Schloß Churberg im Vinstthal / gestorben / und in dem nachgelegenen Closter zu unser Frauen / S. Benedictiner Ordens / begraben worden seye. In der Lands-Ordnung der Fürstlichen Graffschafft Tyrol werden / im ersten Buch / drey Stätt in Tyrol benant / der Praelaten / Adel / und der Burger / und Gerichtsleut. Aber lib. 8. im Eingang fol. 89. b. stehet / daß die Landschafft der dreyer Ständen vom Adel / Stätten / und Gerichten / etc. wären also mit den Praelaten / so anderstwo in diesem Buch auch etlich mal ein Stand genant werden / vier Stände. Und hat es in Tyrol einen grossen / hohen / und niedern Adel / und darunter die von Arch / (welche Theils / deß Nahmens / und Wappens halber / von den

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)