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Diese Bearbeitung deß so edlen kostbarn Bergwercks erhält jährlich viel hundert Berg-Plahaußleut / und andere Arbeiter / darzu jährlich ein grosse Quantität von Weitz / Korn / Habern / Schmaltz / Speck / Schmer / Leder / Leinwand / und andern Bergwercks Notturfften / neben einer mächtigen Verlag in Geld auffgehet / wie nicht weniger zur Herzubringung deß Artzts / und Kols / ein grosse Menge Roß / und die darauff bedürfftige Futterey vonnöthen hat. Und ist dieses Bergwerck / von Anfang seiner Erfindung / biß auff das ein tausend sechshundert fünff und zwantzigste Jahr / durch die besagte Herren Gwercken / oder neunzehen Radtmeister / in Eisenartzt bestritten / und gearbeitet worden. Hernach in bemeldtem ein tausend sechshundert und fünff und zwantzigsten Jahr / haben Ihr Käiserl. Majest. Ferdinandus Secundus, etc. auß beweglichen Ursachen / und Motiven, diese 19. Radtwerck im EisenArtzt / sampt denen Hammermeistern in Steyer / und Oesterreich / und der Verlag Statt Steyer / in ein Corpus zusammen gezogen / mit ansehenlichen und unterschiedlichen Privilegien begabet / und alsdann / die innerbergerische Haupt-Gwerckschafft der Staal- und Eisenhandlung in Oesterreich und Steyer / etc. intitulirt, und creiert. Zu dessen nachgesetzten Obrigkeit / ist / wie vor diesem bey denen Radtmeistern / ein Landsfürstlicher Amptmann gewest / jetzt aber ein Käiserlicher Cammergraff / und Käiserlicher Berg-Richter verordnet / und fürgestellt worden. Der barmhertzige GOtt erhalte diese seine edle Gab / segenreiches Kleinod / und Eisen Bergwerck / dergleichen in gantz Europa nicht zu finden ist / wovon so viel tausend Menschen / Reich / und Arm / ihr Nahrungs-Mittel suchen / und haben / nach seinem Göttlichen Willen / langwirig / Amen. Biß hieher der gedachte Bericht.

Fronleiten / ein schöner Landsfürstlicher Marcktfleck / drey Meilen oberhalb Grätz / in Unter-Steyer / und bey der Muer gelegen.

S. Gallen / ein Marckt / zum obgedachten Closter Admont in Ober-Steyer gehörig; so sonsten auch ein Schloß / Gallenstein genant / wie wir berichtet werden / hat.

Gnäs / ein Marcktfleck in Unter-Steyer / zwischen den Bergen / gegen Ungarn / und nahend dem ansehenlichen Berg-Closter Straden / und 2. Meilen von Veldbach / gelegen.

Gonnawitz / von den Windischen Gonnieza genant / ein Marcktfleck auff der Landstrassen nach Crain / 2. Meilen von Veistritz / und drey von Cilly / und in selbiger Unter-Steyrischen Graffschafft gelegen. Hat ein hohes Berg-Schloß / davon sich die Herren Grafen von Tättenbach schreiben / denen auch dieser Ort / sampt der gantzen Herrschafft / gehörig ist. Gleich oberhalb deß Marckts ist das Schloß Trübeneck / so etwann der Herren diß Nahmens / so nunmehr abgestorben / Stammhauß gewesen / so jetzt auch Tattenbachisch / als durch Kauff an Gonnawitz gelangt. Und ist die verwittibte Frau Gräfin von Tättenbach / zu besagtem Gonnawitz / die Letzte deß gedachten Geschlechts von Trüebenegg; bey welchem Schloß eine Brunquell / auß welcher ein Bach gleiches Nahmens kompt / der durch den Schloßhoff / und den Marcktflecken laufft / und stättigs in einer Grösse bleiben / deß Winters warm / und deß Sommers kalt seyn solle. Anno 1473. ist der Türck biß auff Gonnawitz kommen. Anno 1515. hat sich die Bauren Auffruhr in Steyer allhie angefangen; von dannen sie in Kärndten / Saltzburgisch Bistum / und an andere Ort mehr / kommen ist / wie Megiserus in der Kärndterischen Chronic berichtet.

Gröbming / ein Marcktfleck in Ober-Steyer / zwo Meil unter Schlaming / und zwo Meil oberhalb deß Braunfalckischen schönen und vesten Schlosses Neuhauß / da über der Enß das auch schöne Schloß Falckenburg / so ingleichem dem Herrn Braunfalcken / etc. noch zur Zeit gehörig seyn solle / gelegen. Es ist hierum ein schön- und getraidreiches Land. Wolffgangus Lazius lib. 12. Reipublicae Roman. sect. 6. cap. 8. schreibet / daß deß nächsten Thals / bey Neumarckt / ein wenig oberhalb Schlaming / gelegen / nahme / im Dienten / sich zu deß Antonini Sabatinea reime / deren überbliebenes Er besagtes Neumarckt zu seyn erachte. Also seye bey Grobming / oder Gabromago, an denselben Gräntzen gelegnem grossen Dorff / ein grosses Feld / so sich biß in das Saltzburger Land erstrecke / und zu dem Römischen Nahmen / wann die erste 2. Sylben hinweg gethan werden / nahe: Die Inwohner nennens im Matnicz.

Hoheneck / ein Marcktfleck / ein Meil Wegs von Cilly / und in selbiger Graffschafft gelegen / so / vor der im Land vorgenommener Religionsänderung / den Herrn von Weltz / Freyherren gehört hat.

Kapfenberg / ein Märcktlein / sampt einem ansehenlichen Bergschloß / Herren Wolffen / Herrn von Stubenberg gehörig / und ein halbe Meil von der Statt Brugg an der Muer gelegen. Ist in dem Steyrischen Krieg Anno 1291. bekant worden / da dieser Ort allbereit Stubenbergisch gewesen / wie beym Gerhard. de Roo (der ihn Kappenberg nennet) lib. 2. fol. 53. zu lesen. Und vermeynt Lazius lib. 12. Reipubl. Roman. cap. 8. sect. 3. daß noch allhie / und zu Kapstein / Anzeygungen von der Scordiscorum Statt Capeduno übrig seyen.

Kienberg / ein Landsfürstlicher Marckt / am Wasser Mörtz / im Mörtz- oder Muertzthal / auff der Wienerischen Landstrassen / und 3. Meilen von besagter Statt Brugg / gelegen.

S. Lamprecht / ein herrlich gewaltiges Closter in Ober-Steyer / von welchem besagter Lazius sect. 6. cap. 4. zu lesen; welcher auch meldet / daß diesem Closter Dragmimel / Eppenstein / und Avelantz / gehörig seyen. Ist Anno 1170. erbauet worden.

Leibnitz / ein schöner Marcktfleck / nahend der Muer / zwischen Wildan / und Muereck / in Unter-Steyer / in der Ebne / und darob das Schloß Seccau (darinn ein Antiquität / von welcher Lazius lib. 2. Reipublicae Roman. pag. 97 und 164. zu lesen) gelegen / allda die Herren Bischöffe von Seccau Hoff halten / die man ins gemein / von dem gedachten Marckt / die Bischöffe von Leibnitz nennet. Und ist solches Steyrisch Bistum Seccau / (da Anfangs Anno 1143. ein Closter der regulirten Chor-Herren auffkommen.) Anno 1219. vom Ertz-Bischoff Eberhardo Secundo zu Saltzburg / auß Bewilligung

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)