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Von dieser Stadt ligt nicht gar weit das Kloster Haßle / oder Haßlach / an der Breusch / darinnen S. Florentius, der Bischoff zu Straßburg ruhet / von dessen Gebeinen Käyser Carolus IV. ein Glied genommen hat. In diesem Teutschen Krieg hat Roßheim auch nicht wenig außgestanden. Munsterus in Cosmograph. Hertzog in der Elsasser Chronick / Dn. Magerus de Advocatia armata cap. 2. num. 221. fol. 58. Straßburgische Chronick / und geschriebene Verzeichnüssen. Anno 1622. haben die Manßfeldischen diesen Orth mit stürmender Hand eingenommen / und geplündert / auch viel Bürger / Weiber / und Kinder / ermordet; wie im Neuen Meterano stehet.

Es ligt nicht gar weit von diesem Städtlein / das Kloster / oder Stifft / Haßle / oder Haßlach / an der Breusch; darinnen S. Florentius, auß Schotten / der Bischoff zu Straßburg / ruhet.


Rötelen /

Ein Baden-Durlachisch Städtlein / und schönes Fürstliches Schloß bey Basel gelegen / so dieses seines Lägers halben allhie eingebracht wird; sonsten dessen Herr / Herr Marggraff Friderich von Baden-Durlach / (so im nächsten Teutschen Krieg / viel allhie Hoff gehalten) zum Schwäbischen Cräysse gehörig ist. Die Weymarischen haben Anno 1638. den 18. 28. Martii / das Schloß allda mit Sturmm erobert; welches entweder die Käyyserisch- oder Lothringischen innen gehabt hatten.


Rotzenhauß /

Oder Ratsamhausen / ein Schloß / und Stamm-Hauß deß alten vornehmen Adelichen Geschlechts deren von Rathsamhausen / im Undern-Elsaß / dabey ein Dorff liget.


Rufach / Rubeaquum, Rufacum.

Man nennet die Landschafft deß Obern-Elsaß / so dem Bischthumb Straßburg gehörig; und die ümb die Stadt Rufach herümb gelegen ist / noch heutiges Tags die Mundat / entweder darümb / weiln solche König Dagobertus auß Franckreich dem Bischoff Arbogasto geschenckt; oder von den Mannis, das ist / von den Clientibus, oder Beneficiariis, so daselbst die Aecker baueten / gleichsam Manthatum; oder wegen der Immunitaet, oder Befreyung. Und in solchem Mundat ligt obgedachte Stadt Rufach / vom Wasser Ombach / so dardurch laufft / also / wie man darfür hält / genandt / welches / wegen deß Bodens / rohtlecht / und deßwegen Vor-Zeiten / den Namen Rotbach gehabt hat. Gedachter König Dagobertus auß Franckreich hat das Schloß daselbst / Isenburg / oder Eysenburg / genandt / auff dem Berglein erbauet. Es ward hernach grosse Wallfahrt zu den Reliquien S. Valentini hieher angestellet / deßwegen die Stadt gewaltig zugenommen hat. Es ist allhie ein Spital-Hauß deß Heiligen Geistes Ordens / so erstlich zu Rom gestifftet worden / zu Aufferziehung armer Wäisen / und Fündel-Kinder / und ist die fürnembste Meisterey solches Ordens in Teutschen Landen zu Steffanfeldern im Undern-Elsaß. Man ist allhie Vor-Zeiten gar ernstlich wider die Dieb verfahren / daher das Sprichwort kommen: Der alt Galgen zu Rufach / hat gut Eichenholtz. Anno 1068. erregten die Bürger allda wider Käyser Heinrichen den Vierdten / wegen seiner Hoffleute / eine Auffruhr / in welcher sie dem Käyser die Cron / Apffel / Scepter / und andern Ornat nahmen / solchen auch nicht eher wieder geben wolten / biß ihnen der Käyser verzeihen thäte. Ob aber nun wol er ihnen / was sie begehrten / zugesagt: Gleichwol / als er auß der Stadt kommen / hat er sein Volck zusammen gebracht / dieselbige erobert / und mit Feuer und Schwerd verherget. Hernach hat sie auch Käyser Philippus den Bischoff Conrad von Straßburg erzürnet hatte / angezündet und verderbt / auch das Schloß Isenburg daselbst guten Theils geschläifft. Also hat sie Käyser Adolphus erobert / geplündert / und zuletzt Anno 1298. verbrandt. Hernach haben die Juden herhalten müssen / welche von den Bürgern Theils verbrandt / Theils ümbgebracht worden seyn. Anno 1347. ward das Hunger-Tuch gemacht / daß man in der Fasten in der Kirchen auffhenckt / wegen der damahligen grossen Hungersnoth. Anno 1364. und 1374. ist Rufach von den Engelländern / und Anno 1426. von den Ungarn verwüstet worden. Anno 1444. nahmens die Armeniaken ein / plünderten / und verbrandten es. Hat auch sonsten viel außstehen müssen / biß sie mit der Zeit / sonderlich Anno 1530. und 1536. von ihren Herren / den Bischoffen zu Straßburg / wieder in den alten Standt gesetzt / und die Mauren sampt dem Schloß / auffgerichtet worden seyn. Was von der Bürger Allhie / Anno 1068. wider Käyser Heinrichen den Virdten erregter Auffruhr / eingebracht / das hat Munsterus, in seiner Cosmographia. Andere aber / und darunder Aventinus lib. 5. Annal. Bojor. fol. 367. der Lateinischen Baßlerischen Edition, deß Jahrs 1615. schreiben dieses dem Käyser Henrico V. zu / als sein Herr Vatter / besagter Henricus IV. noch lebte. Und referirt solche / der Rufacher / That / Sethus Calvisius, in oper. Chronolog. zum Jahr 1106. alsbald hernach / und noch in diesem Jahr / gedachter alte Käyser / welchen besagter sein Sohn verfolget hat / gestorben ist. Anno 1634. hatten die Käyserischen noch ihre Besatzungen in Ruffach / Ensißheim / Gebweiler / und Sultz. Aber den 5. Februarii eroberte Rhein-Graff Oth Ludwig die Stadt Ruffach mit Sturmm / und das Schloß auf Discretion; und erhielte / sampt seinen Brüdern / Rhein-Graff Hans Philipsen / den 2. Martii, wider die Käyserisch-Lothringische einen Sieg / und blieb / in solchem Treffen / der Obrist Philippi, mit in 1500. Gefangenen aber wurden der alte Graff von Salm / gewester Stadthalter zu Zabern / der Marg-Graff von Bassompierre, der Obrist Mercy / sampt 500. Gemeinen. Die Flüchtigen wurden biß nach Than under Thor verfolget / auch deren noch viel underwegs nidergemacht.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_107.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)