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Wenceslao, Bischoff Friderich von Straßburg die Stadt Hechingen erobert / für welche / durch Tausch / er von den Graffen von Würtenberg / dieses Städtlein S. Pilt / im Elsaß / als in seiner Dioecesi gelegen / bekommen hätte. Aber das Obere / daß / nämlich / Anno 1374. der Hertzog auß Lothringen / dem Bischoff von Straßburg / diesen Orth abgenommen / bestättiget auch Hertzog in der Elsasser Chronick lib. 2. cap. 41. et lib. 3. cap. 7. der auch dict. lib. 2. cap. 58. sequent. sagt: Daß Anno 1444. dieses Städtlein (so zimlich vest seyn solle) von den Armeniaken zum dritten mahl gestürmet / und mit Noht erwehret / doch dieselbe endlich allda eingelassen: Aber / als diese Arme-Gecken von den Elsassern da wieder außgetrieben / daß Städtlein von ihnen / den Elsassern / nach beschehener Plünderung / verbrandt worden sey. In der Straßburger Chronick stehet / daß es Anno 1445. von den Armen-Gecken übel verderbt worden / die doch endlich weichen müssen / als die von Berckheim / und Rapoltzweiler / dem Städtlein zu Hülff kommen. In diesem Teutschen Krieg hat es auch nicht wenig außgestanden. Wimphelingus, sagt / man schreibe / daß der Hertzog von Lothringen dem 72. Bischoff zu Straßburg / Lamberto, solches Städtlein / mit Tröworten abgedrungen habe; vorgebende / daß dasselbe Ihme von Erbs-Recht wegen / zustehe. Anno 1633. haben die Schwedischen / nach dem der König in Franckreich den Hertzog von Lothringen für einen Feind erklärt / diesen Ort eingenommen.


Plobsheim /

Ein Dorff / und Pfandschafft vom Reich / den Zornen von Plobsheim gehörig; deren etliche auch allda in der Kirchen begraben ligen. Zu deß Hertzogs Zeiten / haben auch die von Botzheim / wie Er berichtet / Theil daran gehabt. Aber jetzt wird solcher Ort allein den Herren Zornen zugeschrieben.


Rapoltzweyer /

Oder Rapoltzweyler / den Herrn von Rapoltstein gehörig / ligt im Obern Elsaß / oberhalb Bercken / an einem in den Land-Tafeln unbenamsten Wasser / so aber die Strengbach geheissen werden solle. Hat drey Schlösser / und ligt bey diesem Städtlein das berühmbte Dorff / sampt dem Schloß / Kestenholtz / dem Stifft Straßburg gehörig. Diese jetzgemeldte drey Schlösser seynd die jenige / deren in deme bey Ammersweyer angezogenen Sprichwort gedacht wird. Hertzog schreibet in seiner Elsasser Chronick / lib. 3. cap. 4. daß dieser Ort erstlich Rockspoletin genandt worden / und daß die Herren von Rapoltstein / und die Hertzogen von Urßlingen (im Schwartzwald) / und Schildtach (in dem Kintzinger Thal) / je / und allwegen / gleiche Wappen geführt / nämblich 3. rothe Schildtlein / in weissem Feld; weilen Sie von 2. Brüdern / Hertzogen von Spolet / so / under der Regierung Käysers Conradi II. auß Italia, vertriebem worden / herkommen. Und sagt ferner / daß die Herrschafft Rapolstein ein Lehen von dem Bischthumb Basel seye. Und dieses wird Hertzog / sonders zweiffels / auß dem Munstero entlehnet haben / der gleiches in seiner Cosmographia berichtet. Siehe aber von dem Ursprung der Herren von Rapoltstein insonderheit / Henricum Pantaleonem, de viris illustr. Germaniae, part. 2. pagin. 184. und / auß Ihme / Johan. Limnaeum, tom. 4. de Jure publico, etc. pagin. 529. deß Jahrs 1650. im Brach-Monat / lebten von diesem Geschlecht noch 2. Herren / nämblich Herr Johann Jacob und Herr Georg Friderich / Herren von Rapoltstein. Siehe oben Gemar. Anno 1283. ward der Chor allhie zu Rapoldtsweyer gebauen.


Reichenweyer /

Oder Reichenweyler / underhalb Käysersberg / an einem Wasser / gelegen / haben die Herren von Harburg (aliter Horburg) Anno 1291. mit einer Mauren ümbfangen; darauff die 2. Brüder Walther und Burckhardt / Herren von Harburg / Anno 1324. Graff Ulrichen von Würtenbürg / ihre Herrschafft Harburg / die Graffschafft von Wickels-Owe / und das Land-Gericht in dem Leymenthal / an dem blauen Bilstein ihrer Burch Reichenweiler / die Stadt Cellenbach / Burg und Stadt / etc. verkaufft. Und gehet die Grafftschafft Harburg / so von dem vesten Schloß Harburg (aliter Horburg) nahend Collmar / den Namen hat / und in einem ebenen sehr fruchtbahren Lande gelegen ist / mit einem Ort / biß an den Rhein / und die eusserste Rhein-Brücke zu Brysach / und an etlichen Orten an und über die Ill / und gehört / mit diesem Städtlein Reichenweyer (da guter Wein / und Mandel / wachsen / und drey Kirchlein / oder Capellen auff dem Kirchhoff stehen / und deren in dem alten Sprichwort Anregung geschicht / zur Mümpelgartischen Würtenbergischen Regierung. Crusius in Annal. Suevic. Und Fürstlichen Würtenbergischen Italianischen Räiß-Buch. Als Anno 1635. der Hertzog von Lothringen ins Elsaß kam / so wurden von seinen Völckern / Käysersperg / Türckheim / und Ammersweyler / klar gemacht. Zu Künsheim gieng es auch ohne Plünderung nicht ab. Allhie zu Reichenweyler hatte ein Frantzösischer Capitäin / die Lothringer anfangs abgetrieben / doch hernach / als der Ober-Ambtmann daselbst die Gegenwehr ferner nicht rathsamb halten wolten / sich / bey der Nacht davon in Horburg reteriret; worüber man dieses Städtlein Reichenweyler / so sonst die gantze Zeit dieses Kriegs über verschonet geblieben / durch Abführung so viel Weins / wie man fortbringen können / nicht viel besser / als außgeplündert. Gemehr / (oder Gemar /) darinn Frantzosen lagen / und sich zu wehren begehrten / liessen die Lothringer zu Frieden. Der Fleck Weyler / so mit Gräben versehen / war von Ihnen eingenommen / die Soldaten darinn auffgehoben / die Underthanen aber daselbst / und in selbigem Thal / wieder auffs neu in Lothringischen Schutz auffgenommen. Den 5. Februarii / gieng der Hertzog von Lothringen / wegen mangel an Proviandt / wie vorher

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Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)