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die Lotharing- und Guisische auß Franckreich / mit Rauben / Morden / Schänden / und Brennen / in dieser Graffschafft gehauset. Besiehe ein eignes hievon in 4. außgegangenes Tractätlein / under dem Titel: Kurtze Beschreibung deß Lotthringischen / und Guisischen Feindlichen Einfalls in die Graffschafft Mümpelgart / etc. In gemeldtem Jahr gedruckt: darauß zu sehen / wie erschröcklich / und übermenschlich diese Tyrannen sich verhalten / alle Dörffer dieser Graff- und Herrschafften / vom 1. Jenner / Anno 88. biß zum 6. beraubt / geplündert / in Grund / und Boden / hinweg gebrandt / und die armen Leuth / an Leib / Gut und Ehr / geschändet / und verderbet haben. Auff dem Küllenberg bey Mümpelgart / da es zimlich viel Weinwachs hat / ist ein Brunn. Hochgedachten Hertzogs Leopold Friderichen Herr Vatter / ist gewesen / Hertzog Ludwig Friederich von Württenberg / etc. So Anno 1631. gestorben / und von seiner ersten Gemahlin / Frauen Elisabetha Magdalena, Land-Graff Ludwigs zu Hessen Tochter / bekommen / 1. Jetzt Hochermelten Herrn Leopold Friederichen / Anno 1624. den 30. Maii / so sich Anno 47. den 22. Novembris, an Fräulein Sybillam, Hertzog Johann Friederichs von Würtemberg Fräulein Tochter / verheurahtet hat. 2. Henricam Ludovicam, Anno 23. den 20. Junii, so Anno 1642. den 21. Augusti, Herren Marg-Graffen Alberto von Brandenburg / Ohnspach / Ehelichen beygelegt worden: die aber nunmehr GOtt ergeben ist. Von der andern Gemahlin / nämblich Frau Anna Eleonora, Herrn Johann Casimirs / Graffens zu Nassau Tochter / hat Hochernandter Hertzog Ludwig Friederich bekommen / den 5. Octobr. Anno 1626. Herrn Georgium, welcher Anno 48. ehelich Beylager gehalten mit Fräulein Anna, Herrn Gaspars / Graffens von Coligny, und Marschallens in Franckreich / Tochter / und zu Harburg / im Elsaß / sein Hoff-Läger angestellet hat.

Nahe bey Mümpelgart ligt Mandeure, so zum Theil Würtenbergisch / zum Theil Ertz-Bischöfflich Bisantzisch / allda noch heut zu Tag viel alte Sachen / Römisch / und Griechische Müntzen gefunden worden; daher ich mir die Gedancken mache / es sey / Vor-Zeiten / eine grosse Stadt daselbst gestanden / so vom Attila, zerstöret worden; schreibet Bauhinus, in der Histori vom Bollerbade / lib. 2. cap. 9.


Münster im S. Gregorien-Thal.

Anno Christi 660. ward das Kloster allhie in der Ehr S. Mariae, S. Petri, Pauli, und S. Gregorii, gestifftet / deßhalben auch dieses Thal darinn es ligt / zu dieser Zeit S. Gregorii Thal genandt wird. Und ist der Stiffter König Hilderich auß Franckreich gewesen. Ist Benedictiner Ordens / und wird das Münster genandt. Es seyn beyde der Abt / dessen Nam der Zeit Georgius, und die Stadt / Reichs-Stände / zum Ober-Rheinischen Cräiß gehörig / und regieren diß Thal / und die Stadt Münster / Abt und Raht miteinander / haben auch Freyheit von dem Reich / wie Collmar / Käysersberg / und andere Städt. Und ist die Stadt / so im Obern Elsaß gelegen / mit der Land-Vogtey Hagenau incorporiert. Ihr Handel und Nahrung ist mehrentheils vom Vieh / dann sie fast gute Weyde haben / treiben auch im Sommmer ihr Vieh auff alle Höhe der Bergen / gleich wie im Schweitzer Gebürg. Munsterus lib. 5. Cosmogr. cap. 133.

Anno 1632. im Winter / ist diese Stadt von den Schwedischen eingenommen worden / und hat seithero sonsten viel erlitten. Es ist auch ein Münster im Brißgäu / welches / wie man berichtet / auch ein Städtlein seyn solle.

Gerhardus de Roo, lib. 1. rer. Austr. fol. m. 11. wil / daß Graff Rudolff von Habspurg / hernach Käyser / Anno 1271. die Stadt Münster verbrandt: Andere aber sagen / auß den Annalibus Dominicanorum Colmariensium, daß Er Anno 1271. das Thal verwüstet habe. Anno 1652. haben die Lotharingischen Völcker allhie / und sonderlich im Kloster / sehr übel gehauset. Es ist deß Herrn Praelaten Reichs-Anschlag Monatlich Einfach. 28. fl. und zum Kammer-Gericht Jährlich 75. fl. der Stadt Monatlich Einfacher Anschlag aber 48 fl. und zum Kammer-Gericht Jährlich 41. fl. 42. Kr. 5. Heller / den Thaler zu 69. Kreutzer gerechnet; wie ich gefunden.


Murbach /

Ein mächtige Mönchs-Abbtey im Obern-Elsaß / von welcher in dem Text / in Beschreibung deß Städtleins Lautenbach / pagin. 23. zu lesen. Siehe auch Munsterum, da Er underschiedliche Meinungen erzehlet / wer dieses Kloster erbauet haben solle / dessen Administrator der Zeit ist Herr Leopold Wilhelm / Ertz-Hertzog zu Oesterreich / etc. Anno 1547. und 48. hat Käyser Ferdinandus der Erste zugelassen / daß der Gefürste Abbt allhie / Sitz / und Stimme / auff den Reichs-Tägen haben / und ein Reichs-Fürst verbleiben / auch / zu Underhaltung deß Kammer-Gerichts / sein Gebühr geben möge: Aber seinen Reichs-Anschlag haben Ihre Majestät selbsten zu erlegen Dero vorbehalten; wie hievon Anregung geschicht in dem Reichs-Abschied de Anno 1548. Wiewol auch / etc. Es ist aber deß Herrn Abbts Monatlicher Reichs-Anschlag 6. zu Roß / 19. zu Fuß / oder 148. fl. und zum Kammer-Gericht Jährlich 50. Gülden.


Mutzig / Mutzigheim /

Ligt im Undern-Elsaß / an der Breusch / oder Brusch / drey Meilen von Straßburg / nahend Moltzheim / und ist den Edlen von Landsberg gehörig. Wie ich dann also auß Straßburg berichtet worden bin. Aber in der Anno 1653. in den Druck gegebenen Matricul deß Reichs-Ritterschafft im Undern-Elsaß / wird nur eines Hauses gedacht / so die von Landsberg allhie haben. Hertog in der Elsasser Chronick schreibet / es sey diß Städtlein / Bischofflich-Straßburgisch Lehen: Aber Anno 1640. im Augusto, ward auß Straßburg berichtet /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_091.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)