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 ...Wir haben sehr schöne Pfingstfeiertage gehabt. Herr Pfarrer hat zweimal gepredigt!!! Das sind Freuden, die kaum größer sein könnten. ...Ich nahm mir vor, Ihnen einmal wieder einen recht langen Brief zu schreiben, allein dieses Mal geht es schlechterdings nicht. Ein ganzer Stoß von Aufsatzheften liegt vor mir und harrt der etwas schwierigen Korrektur.

 Gott nehme Sie in seinen gnädigen Schutz. Ihre in dankbarer Liebe brieferwartende

Therese.


An die Mutter.
Neuendettelsau, den 28. Mai 1858

 Meine liebe Mutter, ...Ich wollte nur, Sie wären hier gewesen und hätten mit uns gefeiert, denn schöner als hier kann es in diesen festlichen Tagen nicht leicht wo gewesen sein. Da wird man gespeist und erquickt mit dem Brot des Lebens. Am Sonnabend war in unserem Betsaal die Beichte. Am Pfingstsonntag gingen wir in die festlich geschmückte Kirche. Taufstein und Altar waren wunderschön mit Kränzen verziert, und überall standen Maienbäume. Der Introitus wurde abwechselnd von den Missionszöglingen und den Kunstsängerinnen unserer Anstalt gesungen. Das war wirklich ganz entzückend, und dann kam eine herrliche Predigt von Herrn Pfarrer. Diese war eine große Freude, denn, wenn uns auch alle Sonntage eine Predigt von Herrn Pfarrer vorgelesen wird, so ist es halt doch noch viel schöner, wenn man aus Herrn Pfarrers Mund sie hört. Er predigte nicht über einen gewissen Text, sondern über die Wirkung des Heiligen Geistes. Diese Wirkungen wurden in drei Gebieten dargestellt:

 1. Bei den leiblichen Gaben wurde auf die Schöpfung hingewiesen, da der Heilige Geist über dem Chaos schwebte, wie eine Henne über ihren Küchlein, und der wüsten Materie Schönheit verlieh, dann auf die Erhaltung und endlich auf die Auferstehung der Toten. 2. Bei den außerordentlichen Gaben wurde auf das Pfingsten der Jünger hingewiesen und dann 3. bei den ordentlichen Gnadengaben wurde die ganze Gnadenführung des Heiligen Geistes an einer Christenseele von der Taufe an bis zu der Vollendung dargestellt. Schon am Anfang der Predigt sagte

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Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/82&oldid=- (Version vom 24.10.2016)