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wollen uns verneuen lassen. Wie hat uns Gott aufs neue gesegnet! Wir müssen aber in ernster Fürbitte anhalten, daß der Feind keine Macht an uns finde. Laßt uns, meine lieben Schwestern, ernstlicher als sonst, brünstiger als je das Verlangen in uns tragen und betätigen, daß etwas durch uns geschehen möge zur Ehre Gottes.

 Und nun lebt wohl im Jahr 1919. Der Herr nehme Euch unter den Schatten Seiner Flügel und bewahre uns alle vor Sünde und Unglück. Betet, daß in unserm Volk Führer erstehen, die dem Wirrwarr ein Ende zu machen imstande sind.

Eure Therese.


An die Schwestern im Schulhaus, die durch eine Masernepidemie abgeschlossen waren.
Neuendettelsau, 22. Februar 1919
(Samstag vor Sexagesimä)

 Meine geliebten Schwestern im Schulhaus, es ist schwer, daß wir noch nicht zusammenkommen dürfen. Es wird ja auch wieder werden, und Gott hat Euch und uns einen Segen dabei zugedacht, den wollen wir uns durch nichts verkürzen lassen. In dieser allgemeinen Trübsalszeit dürfen wir ja immer noch von Herzen dankbar sein in unserer Geborgenheit. Gott wird es ja mit jedem einzelnen Kinde wohl machen und auch die Konfirmanden nicht verkürzen. Daß wir die Heimsuchung schwer empfinden, ist ganz recht. Aber tiefer als das Leid soll uns doch Seine unaussprechliche Liebe in unser Herz dringen, die höher ist als der Himmel und tiefer als das Meer, und wenn wir von ihr ein Tröpflein einsaugen und von diesem Lichtesmeer einen kleinen Strahl ins Herz fallen lassen, sind wir glücklich mitten unter Schmerzen und Sorgen. – Ihr werdet morgen Gottesdienst haben und das vierfache Ackerfeld bedenken.

 Schwester Elisabeth Meyer in Himmelkron laßt Eurer ernstlichen Fürbitte befohlen sein. Sie verfällt zusehends. Es ist ein großer Jammer. Gott behüte Euch!

Eure Therese.


An die Schwestern im Schulhaus.
Neuendettelsau, Estomihi 1919

 Meine geliebten Schwestern, laßt mich noch einmal einen herzlichen Gruß senden. Ich hoffe ja, daß wir doch bald wieder

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/236&oldid=- (Version vom 24.10.2016)