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sich hierin aussprechende Lebekunst verloren gegangen.

Wir stiegen nun treppauf und traten ein. Was uns empfing, war zunächst ein anheimelndes Idyll. Pierre Barthélemy und seine dritte Frau – übrigens eine vorzügliche Dame, die ich später noch sehr verehren lernte – saßen gerade beim Frühstück. Alles war höchst mollig. Ein Meißener Service stand auf dem Tisch und zwischen den Tassen und Kannen bemerkte ich einen ebenfalls blau und weiß gemusterten Korb von zierlich durchbrochener Arbeit, mit Berliner Milchbroden darin. Die waren damals natürlich anders als jetzt, viel größer und von kreisrunder Form, dabei hell gebacken und doch knusperig. Ueber dem Sopha hing ein großes, ganz vor Kurzem erst von der Hand Professor Wach’s gemaltes Ölbild des Großvaters. Es war sehr gut und lebensvoll, aber ich hätte den ausdrucksvollen Kopf und vielleicht die ganze Besuchsscene vergessen, wenn nicht die schwarz- und schwefelgelb gestreifte Weste gewesen wäre, die Pierre Barthélemy, wie ich später erfuhr, gewohnheitsmäßig trug und die auch, dem entsprechend, einen wesentlichen Theil des ihm zu Häupten hängenden Bildes ausmachte. Wir nahmen selbstverständlich an dem Frühstück theil und die Großeltern,

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/042&oldid=- (Version vom 1.8.2018)