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wenn auch mitunter nicht mehr als streitfähig sondern als Invalide, doch noch unter den Lebenden an, und von dem Daseyn noch Mancher dergleichen, die sich jezt bei den provisorischen Escudrons in der Gegend Ostritz bei Herrnhuth befanden, erhielten wir sichre Kunde.

     Unter Mittheilung der gegenseitigen Schicksale schwanden uns die Stunden, und die ersten Tage unserer Wiedervereinigung waren wahre Fest und Freudentage. Mit unserer neuen Equipirung und allmähligen Erhohlung, schwanden auch die Erinnerungen an überstandenes Ungemach, und hat gleich jene und die darauf folgende Epoche dem sächßischen Krieger für seine Aufopferungen traurige Resultate geliefert, so wird er jedennoch die gemachten Erfahrung, die Bestimmung und der Zufall so vereint mit sich führte, um keinen Preis vertauschen, da sie ihm in der Zukunft auch bei Wenigen den wahren Lebensgenuß durch die Schule des Unglücks so meisterhaft kennen gelernt hat. –


Verlust des Regiments in dem Zeitraume vom 15. Februar 1812. bis mit Ende Maii 1813.     Der Verlust des Regiments in einem Feldzuge, wo feindliche Übermacht und Clima gleich nachtheilig auf selbiges einwürckten, konnte nicht anders als außerordentlich, und gegen die früheren dergleichen Einbußen weit überwiegend seyn. – Wurde gleich das Listenwesen hierbei soviel als nur thunlich in seiner Ordnung fortgeführt, so bestand sich doch das Regiment, sein Depot und die Equipage, bei welcher sich immer eine beträchtliche Anzahl Wiedergenesener, leicht-Kranker und Maroder aufhielten, immer bedeutend von einander entfernt, und die Nachrichten von lezteren beiden Abtheilungen gelangten durch die öfters unterbrochene Verbindung, nicht immer zur Kenntniß des ersteren, und gingen zum Theil auf längere Zeit ganz verlohren. Deshalb wird die völlig nahmhafte Aufzählung und Nachweisung eines jeden Einzelnen, der damals mit dem mobilen Regimente nach Pohlen ausmarschirte und bei den Seinigen später nicht wieder anlangte, stets ein dichter Schleyer bedecken, und die vielen
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0170.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)