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denn dort steigen sie über die Freien, steigen sie über den Adel. Bei den Uebrigen sind die tief gestellten Freigelassenen ein Beweis der Freiheit.

26.

Wucher treiben und ihn über die Zinsen erstrecken, ist unbekannt, und deßhalb mehr gemieden, als wenn es verboten wäre. Die Aecker werden entsprechend der Zahl der Pflanzer zu wechselnder Benutzung von Allen zusammen besetzt, um sie alsbald unter die Einzelnen nach würdigendem Ermessen zu vertheilen. Leichtigkeit des Vertheilens gewahren der Felder weite Flächen. Das Saatland wechselt man alljährlich, und es bleiben Aecker übrig. Denn sie wetteifern nicht mit der Fruchtbarkeit und dem weiten Umfang ihres Bodens durch Müh’ und Arbeit, um Obstpflanzungen anzulegen, Wiesen abzugrenzen und Gärten zu wässern: nur Getreide wird der Erde abverlangt. Daher scheiden sie auch das Jahr selbst nicht in gleich viel Theile: Winter und Frühling und Sommer haben Sinn und Benennung; des Herbstes Namen und Güter sind ihnen gleich unbekannt.

27.

Bei den Leichen kein eitles Gepränge. Nur darauf wird gehalten, daß die Leichname berühmter Männer mit bestimmten Arten Holz verbrannt werden. Die Aufschicht des Scheiterstoßes überhäufen sie nicht mit Gewändern und Wohlgerüchen: Jedem werden seine Waffen mitgegeben, dem Feuer Dieses oder Jenes auch sein Pferd. Das Grabmal erheben Rasen; der Denkmäler steile und arbeitsvolle

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Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_27.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)