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Walther Kabel: Täler des Todes. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 4, S. 216–220

die eine angeblich überaus reiche Diamantmine ausbeuten wollte. In diesem Prospekt hieß es, zwei Engländer hätten bei einem Jagdzug in das Timorakaküstenland der Insel Neuguinea ein Tal entdeckt, das ihnen sofort durch die Unzahl der darin überall verstreuten Menschen- und Tierskelette aufgefallen sei. Bei der mit aller Vorsicht unternommenen weiteren Durchforschung des unheimlichen Ortes habe der eine der beiden Jäger dann zwischen dem Steingeröll eine ganze Anzahl anscheinend vom Wasser glattgeschliffener Diamanten gefunden, die er sofort als solche erkannte, weil er früher einmal kürzere Zeit in den Diamantgruben von Kimberley gearbeitet hatte. Während die beiden Männer eifrig die kostbaren, mittelgroßen Steine aufzusammeln begannen, sei der, der zuerst die wichtige Entdeckung gemacht hatte, plötzlich bewußtlos umgesunken und von seinem Gefährten, dem auch bereits die Sinne zu schwinden begannen, nur mit äußerster Anstrengung aus dem Tal herausgeschleppt worden, das zweifellos von giftigen Gasen angefüllt war. Die Diamanten, welche die jetzt nach England zurückgekehrten beiden Männer mitgebracht hätten, lägen im Bureau der Gesellschaft zur Besichtigung aus. Zweifellos berge jenes Tal ungeheure Schätze, und um diese zu heben, solle ein Unternehmen ins Leben gerufen werden, das dann eine Expedition nach Neuguinea ausrüsten würde. Es folgten noch weitere Einzelheiten, mit denen man kapitalkräftige Leute anzulocken hoffte.

Aber der Erfolg blieb aus. Zwar wurde die Gesellschaft gegründet, aber die von ihr ausgegebenen Anteilscheine fanden nirgends Abnehmer, zumal die Papiere an der Börse als „Schwindelaktien“ nicht gehandelt werden durften.

Längere Zeit verging wieder. Die „Timoraka-Diamantminengesellschaft“ schien längst selig entschlummert zu sein. Da tauchten im Januar 1909 abermals in der Londoner Geschäftswelt zunächst noch ziemlich unkontrollierbare Gerüchte auf, die die bereits vergessene Timoraka-Gesellschaft schnell wieder in aller Erinnerung brachten. Man erzählte sich, jener etwas abenteuerlich klingende Prospekt vom Jahre 1908 sei doch kein bloßer „Bluff“ gewesen. In aller Stille hätten einige Financiers

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Walther Kabel: Täler des Todes. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 4, S. 216–220. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:T%C3%A4ler_des_Todes.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)