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Walther Kabel: Täler des Todes. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 4, S. 216–220

sah man Gerippe von menschlichen Wesen, von Tigern, Schweinen und Vögeln. Wir befestigten einen Hund an einem Ende eines achtzehn Fuß langen Bambusrohres und schoben ihn bis in den Eingang der Schlucht. Die Uhr hatten meine Begleiter in der Hand. In vierzehn Sekunden fiel der Hund auf den Rücken. Wir befestigten nun einen Vogelkäfig an der Stange; der darin befindliche Vogel starb in anderthalb Minuten. Gleich am Eingang lag nahe an einem großen Stein das Gerippe eines Menschen. Seine Gebeine waren von dem Wetter gebleicht und so weiß wie Elfenbein. Ich hätte dieses Skelett gern gehabt, aber jeder Versuch, es zu erreichen, wäre Wahnsinn gewesen.“

Schließlich sei noch ein drittes verderbenbringendes Tal genannt, das in letzter Zeit viel in englischen Zeitungen erwähnt wurde und jetzt das Spekulationsobjekt für die unlängst in London mit einem Kapital von drei Millionen Mark gegründete „Gesellschaft zur Ausbeutung der Timorakadiamantmine“ geworden ist. Die Vorgeschichte der Gründung dieses Unternehmens ist merkwürdig genug, um sie hier in Kürze wiederzugeben.

Im Juni des Jahres 1904 entflohen aus dem Gefängnis der englischen, auf Neuguinea gelegenen Niederlassung Basaroeaka zwei Matrosen, die wegen einer an Bord des Stationsdampfers begangenen schweren Meuterei, bei der sie den Kapitän hinterrücks niedergeschlagen hatten, demnächst zur Aburteilung nach England gebracht werden sollten. Die beiden Verbrecher stahlen ein kleines Ruderboot und fuhren darin nach Südosten die noch gänzlich unerforschte Timorakaküste entlang, in der Hoffnung, nach dieser Richtung hin nicht verfolgt zu werden. Nach einigen Wochen unendlicher Mühsale sahen sie sich jedoch gezwungen, landeinwärts zu flüchten, da der Regierungsdampfer schließlich doch ihr winziges Fahrzeug entdeckt hatte. Vier Jahre hörte man nichts von den Meuterern, so daß man annehmen mußte, sie seien inzwischen längst von den wilden Eingeborenen des gefährlichen Küstenstrichs erschlagen worden. Da erschien eines Tages im Jahre 1908 in einer Londoner Handelszeitung der Prospekt einer Gesellschaft,

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Walther Kabel: Täler des Todes. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 4, S. 216–220. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:T%C3%A4ler_des_Todes.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)