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Indessen wird es der Mühe wol werth seyn, zu untersuchen, wie beyde, die Indianer und Wir, sich dieser Idee bedienet, und welche Partey mehr Verstand dabey geäussert habe.

Was mich betrift, so glaube ich, der Unterscheid besteht in nicht viel anderm, als daß jene zur Andacht mehr durch die Furcht verleitet werden, und Wir hingegen mehr durch das Verlangen: Daß die Furcht jene beten, uns aber fluchen gelehrt habe. Was ich indessen an den Indianern lobe, ist dieses: daß sie sich bey ihrer Verehrung in Acht nehmen, ihre Gottheiten in die ihnen zukommende verschiedene Jurisdictionen einzuschränken, und niemals zugeben, daß dem weissen Gott eben der Dienst erzeiget werde, welcher für den schwarzen gehöret. Wir hingegen halten es ganz anders; und indem wir uns herausnehmen, durch das Auszirkeln und den Maaßstab unserer Vernunft, das Gebiet des einen Wesens zu erweitern, des andern aber zu verkleinern, so verrathen wir dadurch unsere grobe Unwissenheit, in Ansehung der Natur des Guten und des Bösen, und verwirren die Gränzen von beyden, auf die abgeschmakteste Weise. Indessen, nachdem die Menschen den Thron ihrer Gottheit in das Coelum Empyreum hinauf gesezet; und diesem Wesen alle diejenigen Eigenschaften, und Glükseligkeiten beygeleget haben, welche sie selbst theils besizen, theils am höchsten schäzen, und nachdem sie im Gegentheil das böse Principium, in das innerste Centrum verwiesen, mit Ketten gefesselt, verfluchet, mit schändlichern Eigenschaften begabet, als

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/353&oldid=- (Version vom 1.8.2018)