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fall nicht allezeit gleich zugangen; Denn Anno 1387. waren vber den Rath zu Eysennach / so sonsten von 16. Personen bestehet / noch andere zwölff Personen gesetzet / die gaben sich vor fromb auß / vnd schencketen dem Landes Fürsten / von welchem sonsten der Statt Rath alle Jahr confirmiret wird / domahl Landtgraff Balthasarn in Düringen / dreyhundert Schock Groschen / darauß der Statt alle Vneinigkeit vnnd Vnglück entstanden. Auff welchen Schlag es widerumb newlich / vnnd kaum vor anderthalb Jahren also hergehen wolte / da gleichermassen sechzehen man von der Bürgerschafft / wider den Rath (wie auß allen Vmbständen zuvernehmen /) verordnet worden / welche grosse Mäuse in Sack jagen / vnd den Gravaminibus der Statt vber den Rath / abhelffen solten.

Daran aber verstendige Leuthe ein sonderbares Mißfallen getragen. Denn ein sehendes Aug / spricht der Weise König Salomon / Proverb. 20. vnnd hörendes Ohre / sind beyde von GOTT geschaffen. Das sehende Auge ist die ordentliche Obrigkeit / das hörende Ohr aber sind die Vnterthanen. Wenn sich nun das Ohr will deß sehens anmassen / wird es in dem Menschlichen Leibe keine gute Harmoniam geben / also auch in gemeinem Regiment. Das allerbeste aber in diesem Fürstenthumb vnd bey der Statt Eysennach / dafür auch GOtt dem Allerhöchsten am meisten zudancken / ist / daß GOtt / nach seiner Vätterlichen Barmhertzigkeit / sein H. Wort / vnd die rechte reine Lutherische Religion in Kirchen vnnd Schulen von Anfang deroselben nunmehr bey die 114. Jahr hero gantz vnverrücket rein vnd lauter erhalten / wie harte Anstösse sie auch manchmahl vom Interim, von einschleichenden Widertäuffern / Flaccianern vnnd andern Corruptelen / gehabt. Ohne ist es zwar nicht / daß vnsere Vorfahren ein Zeitlang / vnter den alten Teutschen Königen / in dem Heydnischen Vnglauben gestecket / aber durch GOttes Gnade durch etliche Christliche / Gottseelige Lehrer / vnnd Nachfolger der Apostel / vom Heydenthumb zum Christlichen Glauben bracht worden. Denn / als vmb das Jahr Christi 800. S. Bonifacius auß Engelland bürtig / sonsten Wunnefried genand / so hernach Ertzbischoff zu Mäyntz worden / vnnd deß Röm. Papsts Gregorii Secundi Manicipium gewesen / in Thüringen kommen / vnd sich zum höchsten bemühet / den Christlichen Kirchen vnd Gemeinden / wie in Teutschland / also auch in Düringen / seine Päbstische Traditiones, Menschentand / vnnd aberglaubische Ceremonien / auffzudringen. So hat allbereit domahls Thüringerland etliche feine / Gottseelige reine Lehrer vnd Prediger gehabt / als vornemblich Trutvvinum, Wertherum, Ansebertum vnd Hunfridum, welche Gottes Wort rein vnnd lauter ihren Zuhörern / fürgetragen / vnd sich den Newrungen deß Bonifacii, auß Christlichem Eyfer / hart wider setzet / biß endlich deß Papstes Eheverbott vnd andere Mißbräuche / vom Papst Gregorio VII. sonst Hildebrandt / oder Hellebrand genennet / vmbs Jahr Christi 1064. da Eysennach erbawet worden / mit Gewalt in Thüringen / durch den Bischoff zu Mäyntz auff dem Synodo zu Erfurt / eingeführt dahin auch die Prediger vmb Eysennach herumb dahin erfordert / vnd vnter das Päpstische Joch gezwungen worden. Ob nun wol solche Mißbräuche vnnd Päbstische Irrthumb an andern Orthen in Thüringen starck eingerissen / so haben doch allerley solche Grewel / Aberglauben / vnd Abgötterey sonderlich die Statt Eysennach wie ein Sündfluth vberschwämmet / daß fast an keinem Ort so viel Mönche / Nonnen / Pfaffen / Meßpriester / Kirchen / Clöster / Capellen vnd Clausen gewesen / als eben allhiero. Ob nun zwar solcher gestalt Eysennach / sampt dem gantzen Thüringen Lande / vom Papst vnd seinem Anhange / gantz eingenommen vnd von dem Kelch seiner Grewel truncken worden / so hat ihme doch GOtt auch dieses Orts jederzeit einen Heiligen Samen erhalten / vnd seine Außerwehlten / welche vor dem Römischen Baal ihre Knye nit gebeuget haben. Denn der Erstlinge / der Kinder Ammon zugeschweigen / davon Daniel Cap. 12. geweissaget / daß sie der Hand deß Antichrists

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_119.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)