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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

da es zum Theil von dem Drucker abhing, den ich mehrmals ermahnt habe, so eng als möglich zusammenzurücken. (Er wird übrigens das Buch noch zur Meße liefern, denn es sind eben, wie ich glaube, 21. Bogen gesetzt.) Sollte Ihnen diese größere Anzahl der Bogen unangenehm seyn, so bleibt es bei meinem Wort und ich mache Ihnen, wenn Sie es so wollen, gern folgenden Vorschlag:

Sie bezahlen mir nur das ausgehaltene Honorar für die von mir im Voraus bestimmten 25 Bogen, für die übrigen erst dann, wenn Sie in der Folge den Absatz des Buchs beurtheilen können, oder wenn Sie auch den Verlag des zweiten Bandes wünschen. Es hängt dies natürlich ganz von Ihnen ab, aber ich bin dann versichert, nichts unbilliges anzunehmen.

Mit vollkommener Hochachtung 

Ew. Wohlgeboren ergebenster 
W. Grimm. 


Indessen ging der Druck der Sagen rüstig weiter und war bereits beendigt, als Wilhelm am 10. Mai 1816 zu Arnim nach Wiepersdorf abreiste. Jacob meldete nämlich am 12. Mai seinem Bruder Ferdinand: „Ich hoffe, daß Du nun die Sagen bald empfangen wirst, es ist Dir ein besonderes Exemplar besorgt worden, auch stelle ich mir im Sinn Deiner Meinung vor, daß Dir Art und Weise der Einrichtung gefällt. Einige neue wirst Du finden, andere beßer, als Du sie vorher kanntest. Was Du uns mitgeteilt hast, ist so gut es noch ging, genutzt; zu einigem war es zu spät. Einiges anderes konnte, als außerdeutsch, nicht aufgenommen werden. Daß Reimer das Buch nicht hat, ist Zufall, wo nicht seine Schuld, weil er einigemal auf Briefe nicht geantwortet; ich denke, er wird uns für andere Unternehmungen es nicht entgelten laßen. Ohnedem fragt sich: ob dies Sagenbuch so abgeht, wie das Märchenbuch; es ist nicht so fürs allgemeine Lesepublicum, namentlich nicht für Frauen; dagegen wird es vielleicht auf der anderen Seite mehr von sogenannten Geschichtsforschern gekauft. Lange war ich unschlüßig, ob nicht mit dem zweiten Band müßte angefangen werden, der in gewißer Absicht intereßanter wird; indeßen soll dieser erste (Localsagen enthaltende) sobald immer möglich zu weiterer mündlicher Sammlung ermuntern und sich den Leuten als ein Muster für Gegenstand und Darstellung anbieten. Hat die Sache Erfolg, so erwarte ich reichliche Beiträge, so daß der Inhalt dieses Theils der Sammlung sich aufs Doppelte und Dreifache vermehren kann. Den historischen Sagen, die im zweiten Theil folgen, wird dagegen nur wenig zugethan werden mögen.

Du erwähnst in Deinen Beiträgen folgender Sagen als zu bekannt,

Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig und Berlin 1916, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Ueber_Grimms_Deutsche_Sagen.djvu/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)