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mit bedingten Formbildung des Beschlages mag die Herkunft der Verzierung, ob aus Italien oder Deutschland, ungewiß sein, dagegen hat das kleine ovale Schälchen aus grünem Jaspis, das von einem goldnen emaillierten Delphin getragen wird, auf Tafel 28 oben links in Italien seine Form und Ausstattung erhalten, dort hat man stets gern ganze Figuren den Schmuckstücken hinzugefügt. Die Feinheit der Arbeit in Email und die dem Gold in Kasten aufgesetzten Farbsteine lassen an die Nähe der Mailänder Bergkristallfassungen denken. Die unter dem Sockel eingravierte Krone über einem C 5 läßt keine sichere Deutung zu. Zu dem als Träger dienenden Delphin kommen auf der Schale selbst noch zwei Figuren in Goldemail, lediglich als Ziermotive und die schon von dem Delphin betonte Längsachse des Ovals des Schälchens auch oben betonend. Über der hinteren durch ein Ansatzstück zum Angriff erweiterten Schiene sitzt auf einer Ranke Neptun, der mit seinem Dreizack nach einem vorn in der Schale sitzenden Fisch zielt. So tritt ein Gebrauchszweck der Schale, etwa zur Aufnahme von Ringen, völlig zurück hinter der Gestaltung eines Zierstücks von reizvollster Erscheinung, die allein des Goldschmieds Verdienst ist, der ihr den Eindruck schwebender Leichtigkeit gegeben hat, indem er durch die Bewegung des tragenden Delphins an einen von Wellen getragenen Nachen erinnert. Eine ähnliche Gedankenverbindung hat die aus Bergkristall gebildete Zierschale, sicher auch italienischer Arbeit in Form einer zackigen Muschel entstehen lassen auf Tafel 29 oben Mitte, die gleichfalls von dem Schwanzende eines Delphins getragen wird. Hier hat also schon der Steinschneider seiner Erfindung die Form gegeben.

Solche kleine Zierschalen, die durch einen Schaft erhöht werden, haben hierdurch nicht nur eine standfeste Stütze, sondern auch eine für das Auge gefälligere Form. Der Schaft ist entweder aus der gleichen Steinart gedreht wie die Schale, sei es in Vasenform breiter oder als Baluster schlanker, und dementsprechend ist der Sockel gestaltet, die Verbindungsstellen sowie die Randfassung übernimmt der Goldschmied, oder Schaft und Sockel werden nur aus Gold oder Silber gebildet. Ist dem Goldschmied allein deren Gestaltung überlassen, dann zeigt er sich bei dem zu allen Formungen geeigneten Werkstoff auch vielfach beweglicher als der Steindreher. So hat die auf Tafel 28 oben rechts abgebildete Schale aus Heliotrop in Form eines Kugelabschnitts auch einen entsprechend stärkeren Schaft aus dem gleichen Stein in Vasenform erhalten. Die Schönheit dieser Zierschale beruht fast ausschließlich in ihrer farbigen Wirkung,