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Seine dem Dom zu Köln geschenkte Kußtafel bietet noch ein erhaltenes Beispiel dieser Art, das wohl in Nürnberg um 1530 entstanden ist. Dann wurde in Deutschland das Tiefschnittemail besonders gepflegt und gegen Ende des 16. Jahrhunderts sowohl in Silber wie in Gold in ausgezeichneter Weise behandelt. Gleichzeitig war das Email en ronde bosse, der völlige Emailüberzug von goldenen Figürchen, bei den vielgetragenen Anhängern weit und breit in Übung. Größere Flächen mit Email zu überziehen versuchte man zunächst nicht, man wählte das Mittel für bildliche Darstellungen die Zeichnung vertieft in den Grund einzustechen. Ein Beispiel dafür bildet die runde Silberplatte mit der Taufe Christi und der Predigt Johannes des Täufers (Tafel 41), die gleichfalls wohl in Nürnberg entstanden ist. Doch ist das Silber kein guter Rezipient für die auf- oder eingeschmolzenen Glasflüsse, und so sind auch leider an dieser Platte einige Stellen ausgesprungen.

Die eigentliche Emailmalerei oder das Maleremail war neben solchen und anderen Spezialitäten mit dem 17. Jahrhundert hauptsächlich nur als Miniaturmalerei auf weißem Grund in Übung und diente als Schmuck von Uhrendeckeln, Dosen und Medaillons. In dieser Art besitzt das Grüne Gewölbe auch einige Dosendeckel. Im 18. Jahrhundert erwachte hiermit an vielen Orten eine reiche Tätigkeit, die neuen Antrieb erhielt durch die Mode der oft mit reichstem Schmuck auszustattenden Tabatieren. Auch als Einlagen in Schmuckkästchen kamen solche Arbeiten viel in Verwendung, wovon der mit Farbsteinen, Kameen und Emailkugeln zu bunter Wirkung gebrachte Kasten der Tafel 42, 2 ein Beispiel bietet. Der ähnlich überladene, doch an Stelle der Emailmedaillons mit Kristallplatten besetzte Kasten, T. 42, 1, läßt auf den gleichen Hersteller schließen, als den sich durch seine Marke hier der Augsburger Meister Johann Heinrich Mannlich, 1660–1718, ausweist. Dieser vielseitige Meister, der ähnlich wie in Dresden Melchior Dinglinger alle Materialien und Techniken zur Ausstattung seiner Werke heranzog, hat hier auch gegossene kleine Figuren und getriebene Reliefplatten verwendet, eine solche größere getriebene Platte liegt im Boden des Kastens, die Götter im Olymp darstellend. Wohl eine in Augsburg beliebte Ausstattung nach Ausweis der Tischuhr des Jacob Mayr auf Tafel 24 mit einem der Reliefs von Johann Andreas Thelot, Esther vor Ahasver.

Aus Süddeutschland (Biberach) ist auch der Emailleur Georg Friedrich Dinglinger nach Dresden gekommen, der hier neben vielen kleineren Arbeiten zur Ausstattung der Werke seines Bruders, das Maleremail in größerem