Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/64

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder beliebten Email, bei Streben nach farbiger Wirkung ein ungleich feineres Kunstempfinden erkennen lassen.

Der Anlaß zur Vorliebe für solche Uhren mit senkrechtem Zifferblatt mag dadurch gegeben worden sein, daß diese Kostbarkeiten jetzt nicht mehr auf niedrigeren Tischen, sondern auf dem Sims der modischen Kamine oder auf und in Zierschränken aufgestellt wurden, wo sie mit ihrem höherem Standort mehr zur Betrachtung von vorn als von oben einluden. Der Hang Augusts des Starken zu höchster Pracht- und Luxusentfaltung, sein besonderer Sinn für alle Erzeugnisse der Zierkünste, für die edelsten Stoffe und deren mannigfache Bearbeitungen ist als die treibende Kraft dafür anzusehen, daß gerade in Dresden in der Ausgestaltung der Gehäuse solcher kleinerer Stutzuhren das höchste Raffinement, der feinste Geschmack entwickelt und somit in ihrer Art die vollkommensten Werke erzielt wurden. Das, was dieser Mäzen aller Künste an Uhren von auswärts bezogen hatte, wozu die Leipziger Messen wohl die beste Gelegenheit darboten, mochte seinen kultivierteren Geschmack nicht voll befriedigen. Waren ja doch auch, hauptsächlich infolge seiner Aufträge, damals in Dresden Goldschmiede tätig, die in der Erfindung und in deren Ausführung, so in der Kunstfertigkeit des Ziseleurs, des Gießers, des Juweliers, des Emailleurs und des Gemmenschneiders nirgendwo übertroffen werden konnten. Neben dem, in allen diesen Techniken bewanderten, an erster Stelle stehenden Meister Melchior Dinglinger und seinen beiden Brüdern, nahm damals den höchsten Rang ein Johann Christoph Köhler und Gottfried Döring in Dresden.

Von Johann Christoph Köhler wurden dem Grünen Gewölbe vier Stutzuhren geliefert, davon zwei mit größeren, zwei mit kleineren Uhrwerken, diese letzteren also Erzeugnisse der Feinuhrmacher. Dieser Johann Christoph Köhler war vermutlich der Nachkomme eines C. Köhler. Der Mathematische Salon besitzt ein hübsches Sonnenührchen um 1670 bez: Dreßden fecit C. Köhler. Das Grüne Gewölbe hat einen Spazierstock mit Maßstab innen, mit gleicher Bezeichnung und dem Jahr 1667, in dem Knopf ein Kompaß (Inv. VIII, 308). Von den beiden größeren ist das Werk der St. Hubertus-Stutzuhr auf Tafel 26 inschriftlich als Arbeit des Dresdners Johann Gottlieb Graupner, Meister am 18.12.1716, bezeugt. Daraus ist also zu entnehmen, daß auch das Gehäus in Dresden entstanden und in der Werkstatt Köhlers hergestellt ist. Das gleiche gilt für die Drachen-Stutzuhr auf Tafel 27, deren Werk dem vorigen äußerst ähnlich