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dessen hoher Mittelteil oben und unten zwei Hauptausladungen erhalten hat, auf die öfter schmalere Ausladungen vorbereiten, unten ein Wulst, oben eine zum Mundrand ansteigende Schweifung. Der meist flach gewölbte Deckel mit überstehendem Rand ist von einer Vase oder einer Figur gekrönt, oder auch von einer auf die Vase gestellten Figur. Der hohe mehrfach profilierte Fuß trägt als Schaft eine Vase, die von meist drei Bügeln umrankt ist, die zum Vasenrand oder einem Tragglied des Bechers emporsteigen. Es kommt jetzt auch, wie bei unserem Stück, öfter vor, daß die Hohlkehlen der Profilierung glatt gelassen sind und dadurch die reliefierten Teile besser zur Geltung bringen. Doch ist die Verzierung immer noch sehr reichlich. Der hohe schmale Mittelteil des Gefäßes ist zumeist durch figurale Darstellungen in Treibarbeit verziert, an deren Stelle bei dem Lüneburger Kurfürstenpokal sogar vorgesetzte Gestalten getreten sind. An unserem Stück ist die ziselierte Verzierung auf Rollwerk und Wappenmedaillons beschränkt, doch ist auf die untere Zone ein gegossener Jagdfries aufgesetzt, der durch seine teilweise Übereinstimmung mit dem Fries an der Greifenklaue Bd. I., Tafel 11 es ermöglicht hat, jenes Werk dem Meister unseres Pokals zuzuweisen, als den sich durch die Marken des Pokals der Dresdner Meister Valentin Grefner kundgibt. Die Zeit der Entstehung des Pokals wird durch die in den Deckel eingelassene Glasscheibe bestimmt, die in Hinterglasmalerei das Wappen des Kurfürsten Christian I. zeigt, der von 1586–1591 regiert hat. Es verdient noch bemerkt zu werden, daß außer dem Mittelteil des Gefäßes auch dessen Wulst, ferner die Wölbung des Deckels und beide Wölbungen des Fußes je drei gravierte runde Wappenscheiben enthalten, die in Zargen eingelassen sind; alle 15 bilden Teile des Sächsischen Wappens. Die Veranlassung zu dieser Anordnung mag gegeben haben, daß an den Wölbungen der Pokale jetzt häufig in der Dreizahl Verzierungsstücke aufgesetzt oder an den Wulsten in Buckeln herausgetrieben werden. Ganz entsprechend haben dann auch die Vasen des Schaftes oft solche vorragende Ansatzstücke und Bügel stets in der Dreizahl.

Wenn schon dieser Pokaltypus eine ungleich schlankere Form anstrebt, als die beiden Augsburger Pokale mit ihrem weit ausladendem Gefäßwulst, so geht darin noch weiter die Form des links stehenden Pokals, die schon bei ihrer Einführung als Ageleybecher bezeichnet wurde (auch Akeley). Der Name ist dieser Becherform beigelegt worden, weil sein Gefäß in den Umrissen der Glockenblume, der Blume Aquilegia, nahekommt. Kein geringerer als Wenzel