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Brand und das alte Rathhaus auf dem Marktplatze zu erwähnen. Und wenn wir nun noch der neuen, aus Basaltquadern errichteten Lahnbrücke, welche überaus leicht und kühn über den Fluss setzt, gedacht haben, wird ziemlich alles Bemerkenswerthe der Stadt Giessen berührt sein.

Zum erstenmale kommt Giessen in einer Urkunde vom Jahre 1197 unter dem Namen „Gysen“ vor. Ob es aber damals schon mehr als eine Burg gewesen, bleibt zweifelhaft. Früher sollen drei kleine Ortschaften, Selters, Kroppach und Astheim, deren Namen sich noch in Strassen- oder Feldbezeichnungen erhalten haben, hier gestanden haben, und es ist zu vermuthen, dass erst durch ihre Vereinigung die Stadt entstanden sei. Aus einer Urkunde vom Jahre 1248 geht hervor, dass damals Giessen schon ein städtisches Gemeindewesen bildete. Die in der ersteren Urkunde als Zeugin vorkommende Salome von Gysen war eine Gräfin von Gleiberg, deren Vater Wilhelm auch die Burg zum Schutze der Dörfer erbaut haben soll. Durch ihre Tochter Mathilde kam die Herrschaft Giessen an das Haus Tübingen; doch wurde sie schon im Jahre 1265 vom Landgrafen Heinrich I. von Hessen durch Kauf an dieses Land gebracht. Im Jahre 1327 fiel die Stadt nach langer Belagerung durch die Truppen der Erzbischöfe Matthias von Mainz und Balduin von Trier in die Hände dieser geistlichen Herren, doch wurde die Besatzung nach kurzer Zeit wieder aus derselben vertrieben. Nach dem bald darauf erfolgten Tode des Landgrafen Otto versuchten die Erzbischöfe abermals die Stadt zu erobern, wurden jedoch von dessen Nachfolger, Heinrich dem Eisernen, entscheidend bei Wetzlar geschlagen. Landgraf Philipp der Grossmüthige gab dem aufblühenden Orte eine grössere Bedeutung durch die neuen Festungswerke, mit welchen er denselben umgab. Zwar wurden diese während seiner Gefangenschaft wieder geschleift, aber schon von

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)