Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/26

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geben, die zwischen algenartigen, meist schleimigen Pflanzen die Urmeere der Devonzeit bewohnte, bildeten den einförmigen, sterilen Boden einer untiefen trostlosen Wasserwüste, bis die hebende Kraft sie zu den alten Continenten und Inseln erhob, in denen Quelle und Ausfluss der Lahn jetzt liegen. In geringer Entfernung von den Ufern dieses gehobenen Landes bauten Korallen ihre Riffe, wie noch heute zwischen der Inselwelt der Südsee, bis die hebenden Factoren sich zur durchbrechenden Gewalt gestalteten, die das Gebiet mit alten Lavaströmen und Tuffbildungen überschüttete.

Spalten und Risse, welche Erschütterungen des Bodens in den sich erhärtenden Gesteinen der gehobenen Theile hervorbrachten, krystallisirten durch die vermittelnde Thätigkeit des Wassers mit verschiedenen Mineralkörpern langsam aus, und wurden Gänge, aus denen nun edle und gewöhnliche Metalle zu Tage gefördert werden; und der alten Korallenriffe, welche jetzt als groteske Felspartien mitten im Lande weit ab von dem Elemente, das sie erzeugt hat, erscheinen, bemächtigen sich jetzt industrielle Etablissements zu mannichfachen Zwecken, so besonders die Marmorschleifereien von Vilmar und Dietz.

So wechselten Hebungen mit Senkungen, Ruhe des gebildeten Landes und der es umgebenden Meere mit Ausbrüchen vulkanischer Thätigkeiten aus dem Boden derselben durch die Bildungszeiten der obersten Devonschichten, der Culmformation und des flözleeren Sandsteins. Das Gebiet, durch welches jetzt die Lahn fliesst, blieb von da an ein Theil eines weitausgedehnten trockenen Landes, und zwar höher über den Spiegel des Meeres gehoben, als die Länder, wo jetzt auf der obersten jener Schichten der eigentliche Kohlensandstein lagert, der den fossilen Brennstoff der Steinkohlen einschliesst.

Wären diese Hebungen weniger bedeutend gewesen, so dass sumpfige Niederungen hätten entstehen können,

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite XXV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)