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fand, gehörte diesem Geschlechte an. Durch die Vermählung Reinhard’s IV. mit der Gräfin Margaretha von Leiningen im Jahre 1422 gelangten die Herren von Westerburg zu bedeutend grösserem Besitz; sie nahmen von da an den Titel: „Grafen von Leiningen-Westerburg“ an, welchen die Nachkommen noch heute führen. – Schloss Schadeck dient jetzt gemeinnützigen Zwecken; seine Räume sind theils zur Dorfschule, theils zu Miethwohnungen eingerichtet.

Eine kleine halbe Stunde unterhalb Runkel setzt die Bahn über den Fluss und schneidet durch den unmittelbar hinter der Brücke beginnenden langen Ennericher Tunnel eine weite Krümmung des Thals ab. Verfolgen wir den Lauf der Lahn auf ihrer rechten Seite, so gelangen wir zuerst zur Mündung des Kerkerbachs, an dem die „finstre Mühle“, deren Name an das ausgegangene Dorf Vinestre erinnert, und die Orte Hofen, Eschenau und Schuppach mit der Christianshütte liegen. Hier berühren wir das beträchtliche Braunsteinrevier, welches sich westlich nach Niedertiefenbach hinzieht. Weiter abwärts an der Lahn liegt das Dorf Steeten, in dessen Nähe der Tiefenbach durch ein schluchtartiges, waldbewachsenes Thälchen, „die Löhren“ genannt, seinen Weg zur Lahn gesucht hat. Hier hat die Natur in Dolomitfelsen zwei Höhlen gebildet, weiche dem Volke unter dem Namen der „Wildscheuer“ und des „wilden Hauses“ bekannt sind, und in deren ersterer vor mehreren Jahren eine namhafte Zahl fossiler Knochen gefunden worden ist. Auch in der Nähe des pittoresken Dolomitblocks an der Lahn unterhalb Steeten hat man in einer Felsenspalte einen reichen Fund von solchen Ueberresten eines früheren Weltalters gethan; unter vielen andern erschienen hier die Geweihe des gigantischen Hirsches, Gebisse von Hyänen und Bären, die Mahlzähne und Keulen eines Mamuth, die Kiefern eines Nashorns etc. Weiter aufwärts am Tiefenbach

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)