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und hin und her dischkeriert. Endlich sagte ein gescheiter Mann, es wär am gescheitsten, wenn man an jeden Geldkasten eine Falle hinmachte. Wenn der Dieb den Kasten aufgemacht hat, schnappt die Falle zu und er stecke mit seinen Händen in der Falle wie ein Marder. An die Falle macht man eine Schnur und die Schnur bindet man außen an eine Schelle. Sowie die Falle zuschnappt, zieht die Schnur an und die Schelle geht. Wenn man die Schelle hört, geht man in die Schatzkammer und hat dann den gefangenen Dieb. Alle fanden den Rat gut und der König ließ gleich die Fallen anbringen.

Hans und Lurz brauchten bald wieder Geld. Deshalb sprach Hans zum Lurz: „Mir brauche wieder Geld, heute abends mußt du mitgehen, daß mir uns eins holen.“ Als es schon Nacht war, machten sich die beiden auf den Weg. „Heute abends mußt du in die Schatzkammer“, sagte Hans, „ich war schon einigemal dort, nun mußt du auch mal hin, damit du den Weg kennen lernst.“ Dem Hans hatten schon lange die Hasen gedroschen und es war ihm gar nicht mehr recht extere, weil er doch immer fürchtete, einmal erwischt zu werden. Deshalb schickte er diesmal den Lurz voraus. Hans hatte seine feine Nase nicht umsonst gehabt; denn, sobald Lurz einen Geldkasten aufgeschossen hatte und Geld rausnehmen wollte, schnappte die Falle zu und seine Hand steckte drinnen. Hans hatte die Sache kaum erblickt, so sprang er herbei, hielt mit der einen Hand dem Lurz den Mund zu und mit der andern zog er ihm die Hand aus der Falle heraus, wobei die Hand bös verschammeriert wurde.

Als Hans die Hand heraus hatte, steckte er sie dem Lurz in die Tasche, daß es keine Blutspuren gab, und flugs gings auf die geheime Tür zu. Kaum hatte sie sich ein paarmal im kringelrum gedreht und die beiden gerade draußen auf der Treppe waren, hörte Hans die Schatzkammer aufsperren und Leute hineingehen. Hans hielt sich nicht lange auf, sondern ging so hurtig er konnte mit dem Lurz, den er aufgehokt hatte, heim.

Früh kamen in alle Häuser schon Soldaten und Gerichtsherrn und visitierten jedem seine Hände. Aber der Hans hatte den Lurz im geheimen Gang versteckelt und als die Gerichtsherrn nach ihm fragten, sagte Hans, er sei fort in die Welt. Mittags kam ein Reiter durch die Straßen der Stadt und machte bekannt, daß der König heute abends einen Ball gebe, wozu alle Leute erscheinen müßten. Hans ging natürlich auch hin und war lustig und fidel. Im Saale waren Dukaten auf den Boden gelegt worden und eine Menge heimlicher Aufpasser waren mitten unter den Leuten. Wer sich bückte und Geld aufhob, den sollten sie festnehmen, das war der Spitzbub. Die Leute hatten alle schon von dem Diebstahl in der Schatzkammer gehört; drum hütete sich jedes, Geld aufzuheben. Dem Hans aber stachen die schönen Geldstücke in die Augen und er simelierte, wie er sie kriegen könne, ohne sich bücken zu müssen; denn Hans hatte auch bald die Geschichte gespannt. Es dauerte nicht lange, so hatte Hans die Geschichte aussimeliert. Er verschaffte sich Schusterpech und schmierte es an seine Schuhsohlen, dann ging er wieder in den Saal.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)