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13. Das Märchen von der Geiß (Ziege) und ihren Zicklein.
a) Die Geiß und der Bär.
(Niederbayern: Hutthurm, B.-A. Passau.)
* Die Aufschreibung in der Mundart.

Amoi is a goas gwen und dö had dro kitzl ghad und da iß hoid oft füa d’ kitzl ös lauwad ganga. amoi iß a wida fuat und had an kitzln recht aftragn. „manö hewein“, hads gsoad, „spiads enk guad zua und loßts neamt ei, und wann i kimm, afft klopf i und sag: manö hewein, mochts af, i han enk a lauwad und a dütei draf,“ und aso iß fuat. dös ding is recht; dawei(l) is da beafoan feuschta auscht gschtandn und had glust und had oiß ghead. na an hübschn zeidl klopft ea in d’ tüa. na, und wea auscht is, habmt d’ kitzl gschrian. na, had da bea gsoad und had a raungatsadö stimm antnumma: „enka muada iß; mochts af, i han enk a lauwad und a dütei draf!“ da habmt eam d’ Kitzl volla freidn aftmocht, aba da bea hads ollö droi grad af da stöi gschlickt, aft had a sö nina gload und is schloffad woan. dawei is d’ goas hoam kema und wia s n bean lign siagt und d’ kitzl hand hi, denkts eam glei, das sö ebbs gschickt had, aba is deaf eam niks ankenna lossn. „o mei goas“, had da da bea gsoad, wiar as gsegn had, „miar is goa nöd guad und d’ läus beißnt mö so vi(l), wennst ma na grad a weng suachatst!“ da had eam d’ goas läus gsuacht, und wia s a wei(l) suacht, is da bea wida schloffad woan. iatz had eam nacha d’ goas n bau afgschnin und d’ hewein hand ausa gesprunga. afft hads eam an bau voi stui anta(n) und had wida zuatnad, neta koan knopf hads nöd tmocht. wia da bea afkimmt, jammad a hoid na bössa. „o, mei goas,“ soad a, „i ka s frei nima aushoin, so we tuad mia da bau!“ „ge,“ had d’goas gsoad, „wannst as probiaratst und kuglatst dö an öttlas moi übas bahafada aba, ebba wuas bössa“. da wi(ll) sö da bea übas bahafada abakugln, aba ön wearadn kugln is eam da bau afbrocha und d’ stui hand eam ausa gfoi(ll)n und da bea is dond gwen.


Aufgeschrieben durch Herrn Gymnasiallehrer Gg. Maurer in Neustadt a. H., gestorben 1913 als Professor in Münnerstadt. Dem Verein übergeben 1898. (Urschrift.)


** Die wörtliche Übertragung ins Schriftdeutsche.

Einmal ist eine Geiß gewesen und die hat drei Kitzlein (Kitzel) gehabt und da ist sie halt oft für die Kitzlein ins Laub gegangen (ins Futterholen). Einmal ist sie auch wieder fort und hat ihren Kitzlein recht aufgetragen (gut anbefohlen): „Meine Heweln (Heppeln),“ hat sie gesagt, „sperrt euch gut zu und laßt niemand ein, und wenn ich komme, dann klopfe ich und sage: meine Heweln, macht auf, ich hab [für] euch ein Laub und ein Euter voll Milch darauf“ (darnach, hernach), und noch im Reden („aso“ = so sprechend) ist sie fort. Das Ding ist recht. Derweil ist der Bär vorm (vor dem) Fenster außen gestanden und hat gelust (gelauscht) und hat alles gehört. Nach einer hübschen Zeit klopft er in die Tür. Na (na nun), und wer außen ist! haben die Kitzlein geschrien. Na, hat der Bär gesagt und hat eine hohe krächzende Stimme

Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)