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Wir rechneten nun damit, daß Ostpreußen und Westpreußen bis zur Weichsel frei gegeben wären. Wie sehnte man sich nach Nachricht von unseren Truppen, wie oft dachte ich, wenn doch nur ein Flieger einmal einen Zettel herunterwerfen möchte, der uns sagte, wie es in der Welt aussähe; man verzehrte sich fast in Sehnsucht danach. - Unsere 20 Polen mußten wir alle an die Grenze schicken mit unserm Wagen und unsern Pferden, das Fuhrwerk durften sie dort für sich verkaufen, hatte der General gnädigst erlaubt; als ich alte Pferde anspannen lassen wollte, wurden die Polen frech und sagten, sie würden das dem General melden. Vorher wurden die Polen ausgefragt, ob sie hier gut behandelt wären und ob sie gutes Essen bekommen hätten, anscheinend stellten sie uns ein recht gutes Zeugnis aus.

An einem Abend biwakierten zwei Schwadronen Kosaken 1 ½ km von hier entfernt, das kam uns zuerst beunruhigend vor und wir schliefen fast gar nicht vor Angst, aber wir sollten es noch ganz anders kennen lernen. Es wurden uns 25 Kühe und 4 Stärken von der Weide gestohlen. Radler kamen, jagten etwa ein Viertel der Herde fort, vereinigten die Tiere mit tausenden, die schon am Wege standen, und trieben das Vieh dann weiter. An unserm Teich wurde das Vieh getränkt, auf unsern Wiesen und Rübenfeldern gesättigt; alte

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)