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und „zerschellt“; das bedeutet, die Welt als Materie, als roher, ungeformter Stoff (Kloß = Chaos), ist ohne Zusammenhang, ohne Grund und Ziel, ein bodenloses Trümmerwerk, zerschellt im absoluten Ozean des Seins. Aber wäre sie auch nicht unrettbar verloren, so würde schon der bloße Umstand, daß es ein „Nichts“ giebt, ausreichen, um „ein großes Loch am Himmel des Lichts“ zu konstatieren, d. h. ein unersetzliches, unausfüllbares Defizit in der Rechnung, welche freundliche Erwartung auf die Welt setzt. Der indische Weise vermochte eben in dem „Nichts“ nichts als das Negative zu sehen, ihm schließt sich das Sein als das rettungslose Nichts des Pessimismus und der Weltflucht. Anders wir! Indem wir das Nichts als Loch fassen, erkennen wir den Unterschied zwischen beiden. Das Loch ist das limitativ gedachte Nichts, es ist nicht das reine Nichts, sondern das Nichts, welches die Grenze des Stoffes voraussetzt, in welchem es ein Loch ist. Und insofern ist es nicht Nichts, sondern im Gegenteil Alles, die Verbindung des Seienden, die formgebende und formbestimmende Bedingung der Gestaltung des Urstoffes. Der absolute Weltkäse als solcher wird durch das Loch als formsetzende Macht zur Weltgesetzlichkeit, zur objektiven Natur differenziert, während sich zugleich das absolute Loch als solches zur Vielheit der Löcher individualisiert. Diese formsetzende Macht aber ist die Menschheit, als die transcendentale Bedingung der Natur, als die grenzbestimmende Gewalt in dem Chaos des Gegebenen, und die individualisierten Löcher sind die einzelnen Menschen,

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/256&oldid=- (Version vom 20.8.2021)