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Mit Entsetzen sah sich Tröpfchen neben einer kleinen Wasserspinne in ein Glas gesperrt. Bei der eifrigen Beobachtung des Redners, bei der Bemühung ihn zu verstehen, hatte Tröpfchen nicht bemerkt, daß es dem jenseitigen Uferrande zugetrieben war und sich schon dicht an den Blättern einer Wasserpflanze befand. Und nun war es zugleich mit der Spinne gefangen worden. Der Mensch verschloß das Glas und steckte es vorsichtig in seine Tasche.

Es war finster und sehr unheimlich in der Flasche; Tröpfchen wollte vermeiden mit der Spinne in Berührung zu kommen. Aber all seine Erlebnisse und besonders das letzte Abenteuer bewegten es so lebhaft, daß es gar zu gern eine Frage gethan hätte. Schließlich siegte der Bildungstrieb über den Charakter und es sagte zur Spinne:

„Glauben Sie, daß dies ein Mensch war, der uns in die Tasche gesteckt hat?“

„Was ist das, ein Mensch?“ fragte die Spinne.

„Das wissen Sie nicht?“ erwiderte Tröpfchen erstaunt. Da kommen Sie bei mir an die richtige Quelle, denn ich bin auf einer Studienreise über den Menschen begriffen und habe ihn kennen gelernt. Er ist ein mächtiges Geschöpf, er verehrt uns, denn wir sind die Natur, er weiß auch, wie die Welt geschaffen ist —“

„Welt?“ sagte die Spinne. „Kenne ich auch nicht. Ist das auch eine Spinne?“

„Das ist Wasser und Luft, Erde und Licht zusammen,

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/227&oldid=- (Version vom 20.8.2021)