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(Siluria p. 160, Palaeontogr. soc. 22 Merostomata II, p. 45 ff.) nehmen ungefähr dieselbe geologische Position ein wie unsere Eurypterusschicht, auch Platyschisma helicites kommt dort vor; die Eurypteridenarten sind aber durchweg verschieden.

Die nordamerikanische Waterlimegruppe, in welcher der erste Eurypterus, E. remipes Dek., und nachher noch mehrere verwandte Arten nachgewiesen wurden, ist noch mehr als unser Eurypterenhorizont durch das fast ausschliessliche Vorherrschen dieser eigenthümlichen Crustaceengruppe, der Eurypteriden, ausgezeichnet. Die Arten ergeben sich zwar durchweg[WS 1] jetzt als verschieden, der geologische Horizont[WS 2] (über dem Niagarakalk) stimmt aber vollständig überein und ich glaube, dass man hierin einen Grund sehen kann, das eigentliche Obersilur in N.-Amerika mit der Waterlimegruppe und den Tentaculitenschichten abzuschliessen, da diese ein gutes Aequivalent für die dem Ludlow entsprechenden Schichten Europa’s abgeben. Was darauf folgt – die untere Helderberggruppe u. s. w. – würde mit dem Hercyn Kayser’s den böhmischen Etagen F–H, dem uralischen Obersilur und in England den Cephalaspisschichten gleichzustellen sein, die ja von dem eigentlichen alten rothen Sandstein mit Pterichthys, Coccosteus u. s. w. scharf getrennt sind und überall da fehlen, wo die Hercynschichten zur Ausbildung kommen. Eigentlich sind mir nur an zwei Orten die das Obersilur begränzenden Cephalaspis- und Pteraspisschichten in voller Ausbildung bekannt, in England und in Galizien (s. auch meinen Artikel über Pteraspis in Verhandlungen der mineralog. Gesellschaft. St. Petersburg 1873).

Hiermit glaube ich über die Stellung unseres Eurypterenlagers zu anderen verwandten Bildungen, die ja ohnedies gut genug bekannt sind, mich ausreichend ausgesprochen zu haben. Bei den einzelnen Gattungen kommen wir ohnehin noch auf deren geologisches Alter zurück. Es ist immerhin wichtig, noch darauf hinzuweisen, dass am Ende der Silurzeit Plattenkalke und Schiefer in einem ausgedehnten Gebiet zur Ausbildung gelangt sind, die bei völligem Ausschluss von Trilobiten eine eigenthümliche Fauna von grossen Crustaceen, namentlich Erypterus, Pterygotus und verwandten Formen einschliessen. Auch Korallen, Gastropoden, Acephalen fehlen fast gänzlich; von Brachiopoden kommen nur kleine Lingulen vor[1], was, wie der Charakter der Absätze selbst, auf eine Tiefseebildung hinweist, mit welcher auch die weite Verbreitung der erwähnten Absätze zusammenhängt.

Unsere öselschen Eurypterenschichten wurden zuerst im Jahre 1852 von A. v. Schrenck untersucht und ausgebeutet, der auch im nämlichen Jahre eine kurze Angabe darüber in seiner Uebersicht des oberen silurischen Schichtensystems Liv- und Estlands im Archiv für Naturkunde Liv- Est- und Kurlands 1. Ser. Bd. I, p. 35, 86 machte; im Jahre 1853 war Eichwald dort, der im Bull. de Moscou 1854 p. 48–51, 100–110 schon eine recht ausführliche Schilderung der dortigen eigenthümlichen Fauna gab. In den Jahren 1853, 54 und 55 war ich selbst in der Gegend und studirte namentlich die räumliche Ausbreitung der Eurypterenschicht. Im Jahre 1857 besuchte ich Rootziküll zusammen mit Dr. Nieszkowski, der auf seine eigenen wie die früher von Schrenck und mir gesammelten Materialien


  1. Seite 30 Zeile 11 von unten ist von kleinen Lingulen die Rede, die für die Tiefseebildung der Eurypterenschichten sprechen sollen. Das ist ungenau, da jetzt die Gattung Lingula vorzüglich in der Littoralzone vorkommt. Nichtsdestoweniger bleibt der Tiefseecharakter der Eurypterenschichten gewahrt. S. auch Fuchs in Neues Jahrb. etc. 1883, Bd. II, Heft 3, p. 564, 565. (Berichtigungen und Druckfehler)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: durgweg
  2. Vorlage: Horzont
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schmidt: Miscellanea silurica III. , St. Petersburg 1883, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schmidt_Miscellanea_Silurica_III.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)