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Am Himmel schwebend rings den Frieden bringet

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Der beyde jetzt im stillen Grabe lohnt:

Am Hügel stehn zwey moosbewachsne Steine,
Der Wandrer weilt und segnet die Gebeine.
      O Heil dem Sänger, der mit solchen Tönen
Der Liebe singt, was er im Busen hegt,

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Mit Zauberkraft führt er zur Welt des Schönen,

Wo alles ewig seine Blüthen trägt;
Die spätsten Enkel singen ihren Söhnen
Des Sängers Lied, der tief das Herz bewegt,
Und danken froh, wenn freyer sich ihr Busen

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Zur Freud’ erhebt, dem Liebling holder Musen.

      So wirst auch du, was ich dir freudig biete,
Des Barden Lied mit frohem Sinn empfahn,
Louise, du, die in der holden Blüthe
Der frühen Jugend ihren Ossian

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So einzig liebt, weil er die sanfte Güte

Zum Schönen fügt auf seiner hohen Bahn:
Ein solches Lied ist wenigen gelungen
Und gerne hat’s der Sänger dir gesungen.

ESCHEN.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_240.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)