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Jüngling.

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     Von Eigennutz sing’ und von Verrath,

Von Mord und diebischem Rauben,
Man wird dir jede falsche That
Wohl glauben.
Wenn sie Beute vertheilt, Gewand und Gut,

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Schlimmer als je ihr Zigeuner thut,

Das sind gewohnte Geschichten.

Zigeunerinn.

     „Ach weh! ach weh! was hab’ ich gethan!
Was hilft mich nun das Lauschen
Ich hör’ an meine Kammer heran,

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Ihn rauschen.

Da klopfte mir doch das Herz, ich dacht:
O hättest du doch die Liebesnacht
Der Mutter nicht verrathen!“

Jüngling.

     Ach leider! trat ich auch einst hinein,

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Und ging verführt im stillen:

Ach Süßchen laß mich zu dir ein,
Mit Willen.
Doch gleich entstand ein Lärm und Geschrey,
Es rannten die tollen Verwandten herbey,

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Noch siedet das Blut mir im Leibe.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_130.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)