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Ihr solltet mir die Freiheit theuer machen,
An eurer Hand, beglückt durch eure Liebe,
Wollt’ ich des neuen Lebens mich erfreun.
Jetzt, da ich auf dem Weg bin, von der Welt
Zu scheiden, und ein sel’ger Geist zu werden,
Den keine ird’sche Neigung mehr versucht.
Jetzt, Lester, darf ich ohne Schaamerröthen
Euch die besiegte Schwachheit eingestehn –
Lebt wohl, und wenn ihr könnt, so lebt beglückt!
Ihr durftet werben um zwei Königinnen,
Ein zärtlich liebend Herz habt ihr verschmäht,
Verrathen, um ein stolzes zu gewinnen,
Kniet zu den Füßen der Elisabeth!
Mög’ euer Lohn nicht eure Strafe werden!
Lebt wohl! – Jetzt hab’ ich nichts mehr auf der Erden!

(Sie geht ab, der Sherif voraus, Melvil und die Amme ihr zur Seite, Burleigh und Paulet folgen, die übrigen sehen ihr jammernd nach, bis sie verschwunden ist, dann entfernen sie sich durch die zwei andern Thüren.)


Zehnter Auftritt.

Leicester allein zurückbleibend.

Ich lebe noch! Ich trag es, noch zu leben!
Stürzt dieses Dach nicht sein Gewicht auf mich!
Thut sich kein Schlund auf, das elendeste
Der Wesen zu verschlingen! Was hab’ ich

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)