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Sie noch niemals so von Verdruß und Leidenschaft überwältigt gesehen als in diesem Augenblick.

Baronesse. Ich habe mich dieser Leidenschaft wenigstens nicht zu schämen. Wenn ich mir meine Freundinn, in ihrem Reisewagen, auf unbequemen Wegen mit Thränen an verletzte Gastfreundschaft sich zurück erinnernd, denke, so möcht’ ich euch allen von Herzen gram werden.

Hofmeister. Ich habe Sie in den größten Uebeln nicht so bewegt und so heftig gesehen, als in diesem Augenblick.

Baronesse. Ein kleines Uebel, das auf die grösseren folgt, erfüllt das Maaß, und dann ist es wohl kein kleines Uebel eine Freundinn zu entbehren.

Hofmeister. Beruhigen Sie sich und vertrauen Sie uns allen, daß wir uns bessern, daß wir das Mögliche thun wollen, Sie zu befriedigen.

Baronesse. Keinesweges; es soll mir keiner von euch ein Vertrauen ablocken, aber fordern will ich künftig von euch, befehlen will ich in meinem Hause.

Fordern Sie nur, befehlen Sie nur, rief Karl: und Sie sollen sich über unsern Ungehorsam nicht zu beschweren haben.

Nun meine Strenge wird so arg nicht seyn, versetzte lächelnd die Baronesse, indem sie sich zusammen nahm:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. In: Die Horen 1795, Band 1–4. Cotta, Tübingen 1795, Seite 1-65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Die_Horen_1-1795.pdf/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)