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So weit kan Menschen Witz nicht dringen,
Er ist zu stumpff, zu schwach und klein.
GOtt will hier, wie in andern Dingen,
Bewundert, nicht begriffen seyn.

Zwar geben unsre neuen Weisen
Die Ursach dieses Siedens an:
Der eine will den Kießstein preisen,
Wie der von Berger dargethan;
Wiewohl es Lister erst ersann.
Ein andrer schreibet es dem Kampfe
Ungleich-gesinnter Saltzen zu,
Und daß daher das Wasser dampffe,
Und solche Wunder-Curen thu.
Ich aber fall’ von dieser Wärme
Mehr der bejahrten Meynung bey,
Daß in dem weiten Erd-Gedärme
Ein unterirdisch Feuer sey,
Woher das Wasser braus’ und walle,
Und solche Wunder-Werck entstehn,
Wodurch die Kräfte der Metalle
In die gesottnen Tropffen gehn.
Durch mineralisches Geäder
Dringt die gekochte dünne Flut;
daher entstehn die warmen Bäder,
Drum sind sie für Gebrechen gut;
Denn weil sie, da sie circuliren,
Die zärtste und geheimste Krafft
Den Mineralien entführen,
Wird solcher grosse Nutz geschafft.

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_474.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)