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Vorrede in Prosa

(zur zweiten Auflage).

“Einst aber wollte ich tanzen, wie
ich noch nie noch getanzt, über alle Himmel
weg wollte ich tanzen.. Da überredetet
Ihr meinen liebsten Sänger. Und nun
stimmte er eine schaurige dumpfe Weise
an... Mörderischer Sänger, Werkzeug
der Bosheit, Unschuldigster. Schon
stand ich bereit zum besten Tanze“.


Der wohlwollende Leser, welcher ohne Moral- und andere Gehässigkeiten mir eine Stunde seiner Zeit schenken will, wird aus den Seiten dieses mir abgetrotzten Gelegenheitsschriftchens eine Fülle urkomischer Eindrücke erfahren. Er wird ernstem Kampfe um Leben und Ehre anwohnen und sich doch das Lachen verbeißen müssen. Er wird kunstheiter lächeln, auch wenn ihm etwa einmal die Galle überlaufen sollte...

Komisch ist zunächst das arme Opfer der Satire, mit der ich dieses Büchlein eröffne. Herr Samuel Lublinski, „Kulturkritiker“ in Weimar. Als ich ihn in karnevalistischer Laune ein wenig hänselte, nahm ich die Sache nicht sehr ernst. Ich fand sein propheteisch-orakulöses Literatentum von jeher so rührend und erhaben, als komisch. Ich amüsierte mich oft an seinen bleiern doktrinären Schwerfälligkeiten. An der ehrlich-blinden Pedanterei kettenschleppender Klugdummheit. Er erschien mir zugleich ahnungslos und überintelligent, und ich sah in ihm den Schulfall einer heutigeren Sorte talmudischer Geistigkeit, die zu wenig durchblutet und erschaut und zu viele belletristische Bücher liest.

Ich wollte jedoch dem amusisch-anmutlosen kleinen Herrn bei Leibe nicht wehe tun. Ja, ich ersehnte im Stillen, er möge frei und groß genug sein, um über seine eigene Karikatur lustig mitzulachen, wie ich es selber jederzeit vermöchte. Nun aber geschah ganz Unerwartetes.